Retten und Schützen bei den Einsatzkräften von morgen

Umwelt- und Naturschutz bei der Jugendfeuerwehr

Bremen – Die Zeit in der Jugendfeuerwehr (JF) umfasst neben Brandschutz und Erster Hilfe auch das Bewusstsein für einen aktiven Umwelt und Naturschutz: Müll sammeln, Bäume pflanzen und pflegen, Insektenhotels bauen oder Nistkästen aufhängen. Wir stellen Euch kreative Aktionen und einige Projekte zum Nachmachen vor.

Neben den feuerwehrtechnischen Inhalten und der Vorbereitung auf die Brandbekämpfung geht es bei der JF genauso darum, sich mit den Kameraden verantwortungsbewusst dem Erhalt der heimischen Natur und dem Schutz der Umwelt zu verschreiben: Müll vermeiden, Ressourcen schonen, Flora und Fauna bewahren. Und anderen Personen die Wichtigkeit dieses Themas vermitteln. Denn wie so oft gilt: „Nur das, was man kennt, lernt man zu schützen!“

Anzeige

Nach diesem Motto führen Jugendfeuerwehrwarte (JFW) ihre Schützlinge in die „Umweltbildung“ ein. Beim Ausbildungsnachweis der Jugendflamme Stufe III finden sich in Form einer Einzel- oder Gruppenleistung ökologische Themen und Projekte wieder. In der Regel haben die Jugendlichen durch Schule, Familie und Freunde schon Vorbildung zur Natur und ihrem Erhalt, machen vielleicht sogar Vorschläge, wo sich ihre JF engagieren könnte. Denn zu bewahren gibt es viel! Mädchen und Jungen in der JF fallen bundesweit immer wieder neue Umwelt- und Naturschutzaktionen ein, die sie durchführen.

Die Maßnahmen lassen sich einordnen in diese vier Kategorien (durch Klicken springt Ihr direkt zu den Abschnitten):

Beseitigen

Der Klassiker bei der JF ist das Einsammeln von Müll. Diese im Stadtteil oder Dorf organisierten und wiederkehrend durchgeführten Aktionen fördern jedes Jahr enorme Mengen an in die Natur geworfenem Abfall zutage. Nebenbei lernen die Jugendlichen ihren Ort besser kennen. Utensilien wie Müllbeutel, Handschuhe und Greifer für die Sammelaktion werden oftmals von der Kommune gestellt. Und auch die Entsorgung des Sammelguts ist gewährleistet.

Ein Klassiker, an dem sich viele JF beteiligen: Müllsammel-Aktionen finden in vielen Städten und Gemeinden mindestens einmal jährlich statt. Beim bereits seit 1998 bestehenden Projekt „Hamburg räumt auf!“ findet die JF Lohbrügge (hier im Bild zu sehen) im September 2021 nicht nur Dosen, Flaschen oder Plastik. Ein Fund beschäftigt anschließend sogar die Kriminalpolizei. Foto: JF HH-Lohbrügge

Die JF Öhringen (BW) verteilte im Herbst 2021 rund 12.000 1,2-Liter-Behälter für das Modellprojekt „Jeder Tropfen zählt“ an die Bewohner der Stadt. Durch das Zusammentragen von Öl-Resten (Bratöl, Frittierfett, Rückstände aus Olivengläsern, Fischkonserven), die sonst den Abfluss hinuntergespült worden wären, können diese nun wiederverwertet werden: Aus jedem vollen Behälter wird nachhaltiger Biokraftstoff für eine Strecke von rund 20 Kilometern hergestellt. Dieser hat laut der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis nicht nur eine über 90 Prozent bessere CO2-Bilanz als konventioneller Diesel. Auch das öffentliche Abwassersystem wird so vor fettigen Ablagerungen geschützt. Volle Behälter tauschen die Bürger an Sammelautomaten gegen leere. Die Verteilung der Behälter sei laut JFW Jan Horina zwar „schon eine kleine logistische Herausforderung gewesen. Wir haben aber gerne mitgemacht, weil wir so einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten konnten.“

Jeder Tropfen zählt: 12.000 Behälter zum Sammeln von Öl- und Fettresten verteilt die JF Öhringen (BW) im gesamten Stadtgebiet. Aus jeder vollen 1,2-Liter-Flasche kann Biokraftstoff für eine Strecke von 20 Kilometern destilliert werden. Foto: JF Öhringen

Erneuern

Auch das Pflanzen von Bäumen oder Setzen von Blumen gehört zu den wiederkehrenden Maßnahmen beim Feuerwehr-Nachwuchs. In Hofstädten (BY) beteiligten sich im Sommer 2021 sieben JF-Mitglieder an einer Pflanz-Aktion, die sie gleichzeitig bei der Jugendflamme als ökologisches Projekt vorstellten. Auf dem zentralen Dorfplatz gestalteten sie drei Beete: individuell, bunt gemischt mit Gräsern, Sträuchern, Stauden und diversen Blumen. Dafür musste ein kompletter Bodenaustausch vorgenommen werden, weil die Erde rund um den Platz zu sehr verdichtet und mit Bauschutt durchsetzt war.

Viele JF verschreiben sich dem Abernten von Streuobstwiesen oder der Pflege des hiesigen Baumbestandes. Die JF Heiligenhaus (NW) kümmert sich seit 20 Jahren mit dem NABU um die Kopfweiden im Stadtgebiet. Dafür nehmen die Jugendlichen Bügelsägen und Astscheren vor, Ausbilder bedienen Kettensägen und Hochentaster.

Mit Bügelsägen und Astscheren im Umwelteinsatz: Die JF Heiligenhaus (NW) kümmert sich um die Kopfweiden im Stadtgebiet. So sorgt sie für den Erhalt der Bäume und damit auch für eine Vielzahl an Tieren, denen die Hohlräume darin Unterschlupf bieten. Foto: JF Heiligenhaus

An der Streuobst-Sammelaktion der Winnender Bürgerstiftung beteiligen sich jedes Jahr die Mitglieder der JF Winnenden (BW). Haben ältere Bürger Wiesen mit Obstbäumen, die sie selbst nicht mehr bewirtschaften können, helfen Kindergarten-Gruppen, Schulklassen oder die JF-Nachwuchsabteilung bei der Lese. Die Ausbeute wird anschließend bei lokalen Firmen abgegeben, wo sie verarbeitet wird. So werden Ressourcen geschont und der Einsatz bringt den Jugendgruppen sogar eine kleine Spende ein.

Ressourcen schonen, die Erzeugnisse der Natur sinnvoll und nachhaltig nutzen: 600 Kilogramm Äpfel kommen 2021 bei zwei Sammel-Terminen der JF Winnenden (BW) auf diversen Streuobstwiesen zusammen. Foto: JF Winnenden

Unterstützen

Highlights für die JF stellt der von den Betreuern geführte Bau von Nistkästen und Insektenhotels dar. Hier ist handwerkliches Geschick und Kreativität in der anschließenden individuellen Gestaltung gefragt. Im Sommer 2021 traf sich die JF Stadtsteinach (BY) und bastelte für heimische Vögel und Krabbeltiere. An mehreren Nachmittagen in den Sommerferien montierten die Mädchen und Jungen die als Spende von einem Unternehmen bereitgestellten Materialien. Diese waren in Form verschiedener Bausätze geliefert worden. Viele Nistkästen wurden in diesem Frühjahr aufhängt, ein Teil davon an besondere öffentliche Einrichtungen gegeben.

Auch bei der JF Stadtsteinach (BY) werden Kinder und Jugendliche mithilfe verschiedener Bausätze zu kleinen Heimwerkern. Gemeinsam entstehen Insektenhotels für viele stark dezimierte Arten. Foto: JF Stadtsteinach

Ebenfalls Kästen für die Brutpflege bauten in Nohfelden (SL) 138 Mädchen und Jungen der örtlichen JF. Diese wurden speziell für die Kohl- und Blaumeisen – die bei der natürlichen Bekämpfung des durch den Klimawandel zunehmend verbreiteten Eichenprozessionsspinners helfen – an öffentlichen Plätzen und Wegen aufgehängt.

Verwerten

Auch das Wiederverwenden und Verwerten von auf den ersten Blick nicht mehr Nutzbarem gehört zum Umweltschutz. Gerade im Feuerwehr-Alltag fällt mit Einsatzkleidung oder ausgemusterten Schläuchen viel an, was sich für die JF für Upcycling-Projekte eignet. 40 Mädchen und Jungen der JF Blaubeuren (BW) fertigten im September 2021 aus Holz und Schlauchelementen besondere Liegestühle. Damit entstanden nach vielen Online-Diensten bleibende Erinnerungsstücke, wie die stellvertretende JFW Viktoria Geprägs erklärt: „Wo der Lebensstil immer schneller und verschwenderischer wird, fehlt oft die Wertschätzung für das, was wir haben. Was wir selbst herstellen, unter eigenem Zeit- und Energieaufwand, achten wir auch mehr. Unsere Jugendlichen lernen so den bewussteren Umgang mit Ressourcen.“

Upcycling à la JF Blaubeuren (BW): Aus Dachlatten und Schlauchstücken stellen 40 Mädchen und Jungen diese Liegestühle her. Dabei ist Teamarbeit gefragt, um beim Festschrauben die Schlauchstücke auf Spannung zu halten. Foto: JF Blaubeuren

Weiterlesen könnt Ihr den 6 Seiten umfassenden Artikel „Retten, upcyceln, pflanzen, schützen“ im derzeit aktuellen Feuerwehr-Magazin 5/2022. Es ist erhältlich im Zeitschriftenhandel oder versandkostenfrei im Feuerwehr-Magazin-Shop!

Feuerwehr-Magazin 5/2022

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert