Belastung für Feuerwehrleute?

Mund-Nasen-Schutz im Einsatz

München (BY) – Durch das Tragen von Hygienemasken ändert sich nicht nur das Erscheinungsbild von Feuerwehrleuten. Auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Einsatzkräfte sind möglich. Dr. Christian Zilz, Internist und Notfallmediziner am Uniklinikum München und Experte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, beantwortet drei Fragen zum Thema Mund-Nasen-Schutz (MNS):

Ein Mund-Nasen-Schutz als Hygienemaßnahme gehört mittlerweile – wie hier bei einem Einsatz in Burglengenfeld (BY, Kreis Schwandorf) zum Standard bei der Feuerwehr. Foto: Auer

FM: Herr Dr. Zilz, können Sie erklären, welche Auswirkungen ein Mund-Nasen-Schutz grundsätzlich auf die Atmung hat?

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Zilz: Hauptsächlich kommt es durch den erhöhten Atemwegswiderstand zu einer Steigerung der Atemarbeit. Bei relevanten Vorerkrankungen wie zum Beispiel Herz-, Lungen- und Muskelerkrankungen, aber auch bei starkem Übergewicht, kann es zu einer Überlastung der Atemmuskulatur kommen. Dies kann dann zu einem erhöhten Kohlendioxid-Gehalt im Blut und auch zu einer respiratorischen Azidose (Übersäuerung des Blutes, weil zu wenig CO2 abgeatmet wird, Anmerk. d. Redaktion) führen. Der CO2-Anstieg im Blut kann Müdigkeit bis hin zur Kohlendioxid-Narkose zur Folge haben.

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FM: Könnten etwa der erhöhte Atemwiderstand durch die Masken oder eine erhöhte Rückatmung von Kohlenstoffdioxid zu Herz-Kreislauf-Problemen führen?

Zilz: Je nach verwendetem Material eines MNS oder der Klasse einer FFP-Maske kommt es zu einer höheren Atemanstrengung. Im Einsatz kommen noch zusätzliche Faktoren hinzu, wie beispielsweise extreme Hitze, schwere Ausrüstung, hohe physische Beanspruchung und auch psychische Belastung, die per se schon ein Risiko für das Herz-Kreislauf-System darstellen. Der erhöhte Atemwiderstand ist hierbei eine zusätzliche Belastung. Die Rückatmung von Kohlendioxid ist bei den normalerweise verwendeten Materialien des Mund-Nasen-Schutzes sehr gering und sollte auch bei anderen üblichen Masken mit geringem Totraumvolumen kaum relevant sein.

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FM: Können Feuerwehrleute, die im Einsatz eine Mund-Nase-Schutzmaske aus hygienischen Gründen tragen, gesundheitliche Probleme während des Einsatzes entwickeln?

Zilz: Ja, das ist möglich. Auch ohne zusätzliche Erschwernis eines MNS können die hohen Belastungen während eines Einsatzes zu gesundheitlichen Problemen führen. Insbesondere bei Menschen mit Herz- und Lungenvorerkrankungen kann es durch die erhöhte Atemanstrengung zu einer Überforderung der physiologischen Reserven kommen. Erschwerend kommt hinzu, dass unter ganztägigem Tragen eines MNS zumeist auch weniger getrunken wird und damit der Volumenhaushalt bereits zu Beginn des Einsatzes reduziert sein kann. All dies begünstigt so zum Beispiel einen Hitzekollaps oder auch schnellere körperliche Erschöpfung.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Insgesamt kommt es auf ein verantwortungsvollen Umgang mit den Schutzmaßnahmen an. Bei aktivem AGTs ist davon auszugehen, dass keine Herz- oder Lungenerkrankungen vorliegen. Bei lange andauernden Einsätzen müssen immer Pausen für die Einsatzkräfte eingeplant werden, in diesen kann auf Abstand geachtet werden.
    Erschreckend ist, dass sich scheinbar sehr wenig mit dem Thema MNS auseinandergesetzt wird. Wie auf Seite 17 des aktuellen Hefts, sieht man an Einsatzstellen immer wieder Kräfte mit MNS direkt neben Kräften mit FFP 2/3 Maske mit Ausatemventil. Hierbei sind nicht mehr alle Einsatzkräfte geschützt, sondern nur noch diejenigen mit FFP 2/3 Maske. Gerade bei vermeintlich fachkundigen Anwendern sollten solche Fehler auffallen.

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  2. Oh, wenn Masken im Feuerwehrdienst so gefährlich sind, dann sollte man die Angrifftrupps in Zukunft wohl lieber ohne Atemschutz in den Innenangriff schicken.

    Im stillen Gedenken an die vielen OP Pflegekräfte und Ärzte die täglich bei Ausübung ihrer Pflicht den Masken zum Opfer fallen.

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