System des Fraunhofer Instituts

Bevölkerungswarnung über KATWARN – Vielseitig anwendbar

Ob bei schweren Unwettern, Hochwassern oder sonstigen Katastrophen – wichtig ist, dass gefährdete Personen schnell und präzise gewarnt werden. Um Feuerwehren und andere Sicherheitsbehörden bei ihrer Arbeit zu unterstützen, wurde im Jahr 2011 das Warnsystem KATWARN in Deutschland eingeführt. Heute ist es vielerorts etabliert und warnt und informiert über 3 Millionen Menschen sowie viele Industrieparks, kritische Infrastrukturen und auf Großveranstaltungen. Allein im Jahr 2017 wurden bei rund 500 KATWARN-Einsätzen insgesamt über 15 Millionen Warnmeldungen versendet.

Text: Niklas Reinhardt, Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS

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Das Bevölkerungswarnsystem KATWARN übermittelt Meldungen und sicherheitsrelevante Informationen direkt und ohne Zwischeninstanz von Sicherheitsbehörden ortsgenau an die betroffene Bevölkerung. Dadurch verbleibt die Entscheidungshoheit über Inhalt, Zeitpunkt und Umfang der Warnungen bei den autorisierten Absendern. Hierzu zählen zum Beispiel Leitstellen der Feuerwehr und Hochwassermeldezentren.

Das System ermöglicht eine schnelle Nutzung mit „wenigen Klicks“, um die betroffenen Menschen unter anderem via App und SMS zu erreichen. Durch weitgehend standardisierte Schnittstellen können neben den Warnungen aufs Smartphone auch digitale Fahrplananzeigen, Newsportale oder Bordcomputer von Autos direkt angesteuert werden. Somit ergänzt das System dank zeitgemäßer Technologien die bewährten Warnmöglichkeiten wie Sirenen, Lautsprecher und Medien. Damit ergänzt KATWARN mit zeitgemäßen Technologien die bewährten Instanzen, wie Sirenen, Lautsprecher und Medien.

KATWARN für Leitstellen

Für die warnbefugten Anwender und  Administratoren in den Leitstellen verfügt KATWARN über ein Redaktionssystem: Dies ist die sichtbare Oberfläche des technischen Systems. Hier werden Warnungen erstellt, versendet und verwaltet. Das Redaktionssystem ist browserbasiert, das heißt, es ist keine Anschaffung neuer Hardware nötig. Durch einen gesicherten Anmeldeprozess ist es vor unautorisierten Zugriffen geschützt.

Im Redaktionssystem können Mitarbeiter der auslösenden Stellen öffentliche Warnungen verfassen und zielgenau unter der betroffenen Bevölkerung verbreiten. Dabei können sie die Gebiete flexibel mithilfe eines Polygons auswählen (freie Gebietswahl auf Kartenübersicht), ganze Bezirke oder Postleitzahlgebiete bewarnen und sonstige Spezifizierungen vornehmen. Zu letzterem gehören beispielsweise geologische oder städtebauliche Besonderheiten.

Eine Redaktionsmaske hilft unterstützend dabei, die Warntexte zu erstellen. Sie bietet für standardisierte Situationen bereits (mit jeder Leitstelle individuell abgestimmte) vorformulierte und anpassbare Warntexte zur Auswahl an. Diese werden von KATWARN mit jeder Leitstelle individuell abgestimmt und bei Bedarf angepasst.

Anschließend ordnet und verpackt das Redaktionssystem diese Daten so, wie sie der Bevölkerung angezeigt werden sollen. Nach der Eingabe eines speziellen Passworts werden die Informationen auf Knopfdruck unter anderem an die Mobiltelefone der KATWARN-Nutzer übermittelt. Aber auch andere regional angeschlossene Endgeräte – wie digitale Bushaltestellen, Werbeanzeigen und Newsportale – können mit den Meldungen automatisch bedient werden. Dies hilft den betroffenen Menschen, sich ein klares Bild von der Gefahrensituation zu verschaffen, die Hinweise der Fachleute schnell zu verstehen und auf dieser Grundlage erste Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Im Anschluss daran werden den Leitstellen zusätzliche Daten und Statistiken zur Verfügung gestellt, um beispielsweise die Zahl der erreichten Menschen oder den Verlauf aller vergangenen Warnungen zu evaluieren.

Warnung der Bevölkerung und Alarmierung der Feuerwehren
Ein weiterer Beitrag:

>>Ohne Sirenen geht es einfach nicht<<

Behördeninterne Warnungen

Über die Warnungen für die Öffentlichkeit hinaus können auch nicht-öffentliche Warnungen versendet werden, um ausgewählte Empfängergruppen über sicherheitsrelevante Sachverhalte zu informieren. Beispiele sind Organisationsanweisungen an interne Mitarbeiter der Leitstelle und Informationen an die zuständigen Stadt- oder Kreisverwaltung. Neben den behördlichen Mitarbeitern können auch externe Organisationen mit diesen nicht-öffentlichen Warnungen benachrichtigt werden, wie zum Beispiel die regionalen Krankenhäuser bei zu erwartenden erhöhtem Aufkommen von Patienten. Diese Gruppen sind zudem nicht auf das Verantwortungsgebiet der auslösenden Leitstelle beschränkt, sondern können beliebig bestimmt werden.

Wichtig: die Behördenmeldungen sind nicht öffentlich und werden somit den sonstigen Nutzern von KATWARN nicht angezeigt!

Darstellung von KATWARN bei einer Meldung “Stromausfall”. Symbolfoto: Matthias Heyde / Fraunhofer FOKUS

Administration der Berechtigten

Nach Einführung von KATWARN in einer Gebietskörperschaft – Kreis, kreisfreie Stadt oder Bundesland – geht die Nutzung in deren alleinige Hoheit über. Das heißt auch, dass die Verwaltung des Systems und der Auslöseberechtigten eigenständig möglich ist. Dafür gibt es einen speziellen administrativen Zugang, mit dem Nutzer, interne Empfängergruppen, Passwörter usw. jederzeit hinzugefügt, gelöscht und administriert werden können.

In jährlich organisierten Regionaltreffen und Symposien laden die Betreiber von KATWARN zudem alle verantwortlichen Anwender in den Leitstellen ein – zum Erfahrungsaustausch für die Weiterentwicklung des Systems.  So wurde beispielweise im Jahr 2016 speziell für Großveranstaltungen wie dem Oktoberfest im München oder dem Musikfestival Rock am Ring die Möglichkeit der „Themenwarnung“ eingeführt: Nutzer abonnieren ein Thema und können sicherheitsrelevante Informationen schon im Vorfeld des Ereignisses erhalten – zum Beispiel „Veranstaltung überfüllt, bitte nicht mehr anreisen!“.

KATWARN im Einsatz

Im Januar 2018 kam es infolge schwerer Unwetter und Starkregen in Teilen Deutschlands zu erhöhten Pegelständen bei Flüssen und Bächen. Dies führte an vielen Flussufern zu Überschwemmungen und Fluten. Zusätzlich zu automatisch über KATWARN verbreiteten Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes DWD und den amtlichen Hochwasserwarnungen für kleine Flüsse vom Hochwassermeldedienst des Landesamtes für Umwelt Rheinland-Pfalz nutzten auch die lokalen Behörden KATWARN. Dadurch konnten sie die Menschen vor Ort regelmäßig und ohne Umwege mit lebenswichtigen Informationen versorgen. Dazu zählten beispielsweise aktualisierte und ortsgenaue Gefahrenhinweise und angepasste Handlungsempfehlungen.

Seit 2011 wird KATWARN von Fraunhofer FOKUS und den öffentlichen Versicherern deutschlandweit und international zur Nutzung angeboten. Mehr Informationen finden Sie unter www.katwarn.de.

Zudem informierten sie über abgesperrte Straßen und Wege sowie geplante Hilfsaktionen. Allein in der Stadt Worms wurden damals rund 14.000 Warnmeldungen versendet. Weitere Anlässe für den Einsatz des Warnsystems im Kontext Unwetter, Stürme und Hochwasser waren unter anderem das Hochwasser in Süd- und Westdeutschland im Mai 2016 (insgesamt rund 200.000 Meldungen) oder die Sturmfront Friederike im Januar 2018 (mehr als 500.000 Meldungen).

Mehrwert für die Leitstelle

Für die KATWARN nutzenden Leistellenmitarbeiter bietet das Warnsystem eine Vielzahl an Vorzügen. Dazu zählen:

  • Technisches System zur eigenständigen und direkten Übermittlung von Sicherheitsinformationen an die betroffene Bevölkerung.
  • Gesichertes und passwortgeschütztes Redaktionssystem.
  • Anwenderfreundliche Nutzeroberfläche im Web-Browser.
  • Flexible Auswahl der zu bewarnenden Gebiete (unter anderem durch Polygon oder Postleitzahl).
  • Individualisierbare Textvorlagen zum schnellen Versenden von Warnungen.
  • Mehrsprachig übersetzte Warnvorlagen. • Versenden von behördeninternen Warnungen.
  • Vernetztes System mit zahlreichen Verbreitungskanälen – beispielsweise Smartphones, Websites, Fahrplananzeigen, Bautechnik und Bordcomputer.
  • Zugriff auf Warnarchiv und -statistiken.

KATWARN – Die Warn-App im Test

Ein Video der Westfälischen Nachrichten

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