Erinnerungen an den 11. September 2001

New York: Reise in die Vergangenheit

Der 11. September 2001 – ein Trauma für die Bürger von New York City, ganz besonders für die Feuerwehr. Rund 3.000 Menschen kamen bei den Anschlägen ums Leben, 2.759 Opfer alleine in Manhattan. Darunter 343 Feuerwehrleute des Fire Departement New York (FDNY). Schon bald nach den Attacken haben die Einwohner jedoch gelernt, mit den Anschlags-Folgen umzugehen und sie aufzuarbeiten. Wer die Stadt besucht, hat viele Möglichkeiten, die Ereignisse von 9/11 Revue passieren zu lassen und der Opfer zu gedenken.

“Seht her”, sagt die Lehrerin im Januar 2009, als sie mit ihrer Grundschulklasse durch das damalige – und heute geschlossene – Museum der New Yorker Polizei geht. “In diesem Raum sind die Sachen vom 11. September ausgestellt.” Forsch fragt ein Mädchen: “Welcher 11. September? Letztes Jahr?” “Nein”, erwidert die Lehrerin sichtlich irritiert, “der 11. September 2001.” Unbeeindruckt fragt das Mädchen zurück: “Was war denn da?”

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Schon unmittelbar nach den Anschlägen trösten sich Einsatzkräfte auch durch Patriotismus. Foto: Andrea Booher/ FEMA News Photo

Die kleine Begebenheit belegt eindrucksvoll, dass sich die New Yorker für ihr einst abgelegtes Versprechen „We´ll never forget“ – „Wir werden nie vergessen“ – schon acht Jahre nach den Anschlägen anstrengen müssen. Zumindest für die nachwachsenden Generationen.

Noch ist Nine-Eleven (das amerikanische Datum des Anschlags) aber in den meisten Köpfen präsent. Vor allem in Down-town Manhattan erinnern an vielen Orten Gedenktafeln oder Schaubilder an den Anschlag und dessen Opfer. Auf dem einstigen Ground Zero befindet sich das zentrale National September 11 Memorial and Museum.  Hier sind zwei große Becken mit Kupferumrandungen an den Stellen in den Boden eingearbeitet, wo die beiden eingestürzten Tüme standen. In die Umrandung sind die Namen der Todesopfer verewigt.

Selbst in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett unweit des Times Square wurde das Thema aufgearbeitet. Die berühmte Szene, bei der drei Feuerwehrleute auf den Trümmern die amerikanische Flagge hissen, war hier in Wachs nachgestellt worden.

Interview der Südwest Presse mit Feuerwehrmann Tony Tricarico

Gedenktafel am Feuerwehrhaus 10/10

Am nahen Firehouse 10/10 (Ecke Liberty/Greenwich Street) erinnert eine große bronzene Gedenktafel an die Opfer des Fire Department New York (FDNY). Die Wache – die nächst gelegene zum World Trade Center – hatte sechs Opfer zu beklagen. Auffällig sind auch die Tore von Engine und Ladder – eine große US-Flagge zeigt den hier tief verwurzelten Patriotismus.

Im unweit gelegenen Liberty Park steht das Kunstwerk „The Sphere“ – eine Art Weltkugel. Das Monument des deutschen Künstlers Fritz König war am Boden zwischen den Zwillingstürmen angesiedelt und durch die herabstürzenden Trümmer schwer beschädigt worden. Es ist eines der größten Teile, die vom World Trade Center geblieben sind. Bis zum Bau des Memorials war das Werk zeitweilig am Battery Park zu finden.

Gedenkstätte im Museum des FDNY (Aufnahme aus 2009).

Beklemmende Ausstellung im Feuerwehr-Museum

Das offizielle Museum der New Yorker Feuerwehr befindet sich in einer ehemaligen Feuerwache – und auch hier sind dem Anschlag und dessen Folgen zwei eigene Räume gewidmet. Herzstück ist ein von Blumen und Kerzen umsäumtes Denkmal in der Mitte eines Raumes. Rund um zwei stilisierte, „fehlende“ Zwillingstürme sind die Fotos sämtlicher getöteter Feuerwehrleute zu sehen. Darauf liegt ein eigens angefertigter Helm, der die Opferzahl 343 trägt. Ein Stück der zerstörten Ladder (Drehleiter) 4 hängt an einer Wand, darunter zahlreiche großformatige Bilder aller Phasen des 11. September – immer mit Feuerwehrbezug.

Auf Bildschirmen lassen sich Fotos und Videos – inklusive Nachrichten und Live-Reportagen ansehen. Wer sich intensiv mit der Ausstellung beschäftigt, meint, den 11. September ein zweites Mal zu erleben. So erhält der Besucher ein Gespür für das, was die New Yorker Kameraden auch heute berührt.

Ganz besondere Beklemmung erzeugen aus Sicht eines Feuerwehrmannes die gezeigten Ausstellungsstücke – Gegenstände, die auf der Bauschuttdeponie Fresh Kills aus den Trümmern gesiebt wurden: zum Beispiel Helme, ein Funkgerät, ein Hohlstrahlrohr, eine Knickkopflampe – allesamt in den Türmen im Einsatz. Zum Teil konnten die Ausrüstungsgegenstände den Kameraden zugeordnet werden. Und sogar ein Stück von einem der beiden eingeschlagenen Flugzeuge liegt in einer Vitrine.

Es verwundert kaum, dass neben dem ausgelegten Kondolenzbuch den Besuchern eine Taschentuch-Box angeboten wird – für manchen ist die geballte Erinnerung einfach zu viel. Wie für die beiden Männer – offensichtlich Feuerwehrleute – die an einem Sonntag im Januar 2009 das Museum besuchten. Beim Anblick der Gedenkstätte drehte einer der beiden sofort wieder um und sagte mit trauriger Stimme: „Es tut mir leid, ich kann da einfach nicht rein!“

 

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