Rosenbauers neue RT-Baureihe

11 Fakten zum hybriden Löschfahrzeug

Berlin – Ende September 2020 übergab Rosenbauer die ersten drei Fahrzeuge der neuen RT-Baureihe an die Feuerwehren Berlin, Amsterdam und das Civil Defense Dubai. Etwas Vergleichbares zu den hybriden Löschfahrzeugen hat es noch nicht gegeben. Das Fahrgestell hat Rosenbauer selbst entwickelt. Der Antrieb erfolgt elektrisch, ein Teil der Mannschaft sitzt quer zur Fahrtrichtung. Wir beantworten die 11 wichtigsten Fragen zur neuen Baureihe.

Die Feuerwehr Berlin erhielt das erste Hybrid-Löschfahrzeug der Welt. In der Bundeshauptstadt läuft der Rosenbauer-RT als eLHF: elektrisches Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug. (Bild: Hegemann)

1. Wofür steht eigentlich RT?

RT ist die Abkürzung für Revolutionary Technology. Das Fahrzeugkonzept ist mit keinem bisherigen vergleichbar, insofern trifft es der Begriff tatsächlich. 

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2. Warum wurde der RT überhaupt entwickelt?

Immer mehr Städte und Regionen werden in den kommenden Jahren Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verbieten. Aktuell geht der Trend eindeutig in Richtung E-Mobilität, da vor Ort keine Emissionen entstehen. Auf diese Entwicklung müssen sich die Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen einstellen. 

3. Wie erfolgt der Antrieb?

Der Antrieb des RT erfolgt über zwei Elektromotoren (Gesamtleistung 490 PS) – einer pro Achse. Beim RT ist ein rein elektrischer Betrieb im Einsatz möglich. Serienmäßig ist das Fahrzeug mit einem Hochvolt-Batteriespeicher mit einer Kapazität von 50 kWh ausgestattet. Optional können auch zwei dieser Speicher verbaut werden. Wobei eine Hochvoltbatterie rund 550 Kilogramm wiegt. Nach Rosenbauer-Analysen lassen sich rund 90 Prozent aller Einsätze rein elektrisch bewerkstelligen. An der Einsatzstelle werden also keine Emissionen freigesetzt. Und die Lärmbelastung sinkt deutlich.

Die Grafik zeigt den Aufbau des RT. Die beiden Achsen werden jeweiuls über einen eigenen Elektromotor angetrieben. Dazwischen sitzt die Hochvoltbatterie. Der BMW-Dieselmotor ist über der Hinterachse verbaut, noch über der Pumpe. Grafik: Rosenbauer

4. Und wenn ein Einsatz doch mal länger dauert? 

Ein Dieselmotor in Kombination mit einem Generator, zusammen Range Extender genannt, sorgt bei länger andauernden Einsätzen dafür, dass die Batterien aufgeladen werden und immer ausreichend Energie zur Verfügung steht. Beim Motor wird übrigens ein 6-Zylinder von BMW (200 kW/272 PS) verwendet. Die Energie aus dem Range Extender treibt zum einen über ein Verteilergetriebe einen Generator aus dem Volvo Baukasten an und ist zum anderen über dasselbe Verteilergetriebe mit der Löschwasserpumpe verbunden. Der Antrieb der Pumpe kann daher wahlweise elektrisch oder über den Dieselmotor direkt erfolgen. Der Dieseltank fasst 120 Liter. Vor Ort kann natürlich Diesel nachgetankt werden. So gibt es keine zeitliche Beschränkung für die Einsatzdauer.

5. Wie weit kann mit dem RT gefahren werden?

“Tests haben ergeben, dass mit vollen Batterien und einem vollen Dieseltank fast 800 Kilometer Strecke zurückgelegt werden können”, berichtet Michael Friedmann, Head of Group Strategy, Innovation and Marketing. 

6. Wie wird der RT wieder aufgeladen und wie lange dauert das?

In der Wache kann der RT über industrieübliche Starkstromsteckdosen (Wechselstrom) oder über spezielle Gleichstromlade­stationen geladen werden. Ein Ladevorgang dauert zwischen 40 Minuten (Gleichstrom) und 4 bis 5 Stunden (Wechselstrom) bei komplett leeren Batterien. Nach Rosenbauerangaben sind diese auf mehrere Tausend Ladezyklen ausgelegt.   

7. Warum baut Rosenbauer das Fahrgestell des RT selbst?

Weil es auf dem Markt kein passendes Fahrgestell gibt. Der RT ist nämlich komplett auf die Bedürfnisse der Feuerwehren zugeschnitten. Der RT verfügt über ein Niederflurchassis mit Kernrohrrahmen zwischen den beiden Achsen, in dem die Traktionsbatterie verbaut ist. Dadurch liegt der Schwerpunkt deutlich tiefer als bei klassischen Feuerwehrfahrzeugen auf Lkw-Fahrgestellen. 

An der Einsatzstelle kann das Fahrwerk abgesenkt werden.- So lassen sich alle Geräte vom Boden aus entnehmen. (Bild: Hegemann)

8. Was hat es mit dem luftgefederten Fahrwerk auf sich?

Damit kann die Bodenfreiheit dem jeweiligen Untergrund oder der Situation angepasst werden. Für Straßenfahrten lässt sich der Abstand auf 250 Millimeter einstellen, für Geländefahrten auf 350 Millimeter und zum Durchqueren überfluteter Straßen im so genannten Watmodus sogar auf 470 Millimeter. An der Einsatzstelle kann der Maschinist den RT auf 175 Millimeter absenken. So muss beim Verlassen der Kabine nur ein minimaler Höhenunterschied überwunden werden (keine Treppe). Und die Geräte lassen sich vom Boden aus entnehmen. Es gibt keine Auftrittklappen am Aufbau.

9. Von wem stammen die einzelnen Komponenten?

„Ziel war es, ausnahmslos bewährte und erprobte Komponenten von namhaften Partnern mit weltweiten Vertriebsnetzen zu verbauen“, erklärt Rosenbauer-Vorstandsmitglied Andreas Zeller.  Den Hochvolt-Antriebsstrang, die Batterien und die Elektromotoren bezieht Rosenbauer beispielsweise bei Volvo Penta. Die Elektrokomponenten des RT hat Volvo bereits über 4.500-mal in Stadtbussen verbaut. Die Achsen des hybriden Löschfahrzeugs liefert die Firma Kessler, das Luftfedersystem stammt von Hendrickson. Und der Diesel­motor kommt von BMW. 

Die Mannschaft sitzt in der Kabine wie in einem Konferenzraum. So soll die Kommunikation erleichtert werden. (Bild: Hegemann)

10. Welche Überlegungen flossen in die Konstruktion der Mannschaftskabine ein? 

Dieser Bereich sollte zukünftig auch die Funktion eines Kommunikationsraumes einnehmen und nicht nur die Einsatzkräfte transportieren. Cockpit und Mannschaftsraum sollten wieder eine Einheit bilden (im Prinzip wie in der Vergangenheit schon einmal). Folglich musste die Sitzanordnung geändert werden. Nur noch der Maschinist und die Führungskraft sitzen in Fahrtrichtung, der Rest schaut in die Fahrzeugmitte. Die Sitze des Maschinisten und der Führungskraft sind drehbar. So lässt sich – beispielsweise für eine kurze Besprechung oder Beratung – eine Sitzordnung wie in einem Konferenzraum herstellen.  

11. Warum ist der RT so wendig? 

Der RT ist vor allem für Feuerwehren in verdichteten Gebieten (also Großstädte) konstruiert worden. Die sehr häufig beengten Verkehrsverhältnisse erfordern kompakte und wendige Fahrzeuge. Seine Wendigkeit verdankt der RT vor allem der Einzelradaufhängung. Sie ermöglicht trotz des Allradantriebs einen großen Lenkeinschlag und somit einen kleinen Wenderadius. Beim RT mit dem kürzesten möglichen Radstand von 3.800 Millimetern beträgt der Wendekreisdurchmesser 15 Meter, mit aktivierter Hinterachslenkung sogar nur 12,5 Meter. Beim Berliner Fahrzeug (4.100 Millimeter Radstand) ist ein Wendekreis von 13,5 Metern möglich. Begünstigt wird das gute Fahrverhalten auch durch die kompakten Maße des RT. Er ist mit drei Radständen lieferbar: 3.800 Millimeter, 4.100 Millimeter und 4.400 Millimeter. Die Fahrzeuglänge variiert zwischen 7,30 Meter und 7,90 Meter. Die Fahrzeughöhe beträgt 2,90 Meter im abgesenkten Fahrniveau, die Breite 2,35 Meter. 

In der Dezember-Ausgabe 2020 des Feuerwehr-Magazins stellen wir die neue Baureihe ausführlich vor. Bei uns im Online-Shop kann das Heft ganz bequem bestellt werden, als gedruckte Ausgabe oder zum sofortigen Download. Und selbstverständlich ist das Feuerwehr-Magazin nach wie vor im Zeitschriftenhandel, in vielen Supermärkten, Buchhandlungen, Kiosken und Tankstellen erhältlich.

 

Kommentare zu diesem Artikel

  1. @M. Dietrich: Zum einen besteht die Gefahr eines leeren Akkus am Einsatzort ja nicht, da Leser des Artikels wissen, dass ein Dieselmotor mit ausreichend großem Tank an Bord ist.
    Aber: Wie kommen Sie bitte schön auf 4.000 kg Mehrgewicht bei angeblich sonst identischer Beladung? Die Akkus wiegen laut Artikel in der Maximalausstattung 1.100 kg, die beiden E-Motoren dürften kaum über 200 kg kommen und weitere zusätzliche Komponenten sehe ich nicht.
    Übrigens schleppen moderne LKW dieser Klasse über 1.000 kg Abgasreinigung plus ca. 400 kg Dieselmotor plus locker 150 kg Diesel mit sich rum. Der reine E-Antrieb inkl. Batterien wiegt also nicht mehr als der Dieselantrieb. Lässt man diesen hier noch parallel betriebenen Dieselantireb weg, könnte man also die Akkugröße noch mal um fast 150% erweitern ohne zusätzliches Mehrgewicht.

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  2. @Daniel einfach mal den Text lesen, verstehen und dann braucht man keinen Kommentar mehr abgeben – Grüße

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  3. Sorry ….habe unter Zeitdruck zu schnell beschrieben. Nach 49 Jahren aktiver Dienstzeit (Kom. u. Führungsfunktionen) glaube ich beurteilen zu können, dass man mit einer 20t Drehleiter keine auf nur 16t zugelassene DL-Zufahrt befahren darf.

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  4. Das Fahrzeug ist abhänig von Strom es kann nicht Autak arbeiten. Fahrt mit dem Fahrzeug doch mal Einsätze wie beim Hochwasser 2002. Diese Antriebsart ist nicht sin voll. Synthetischer Kraftstoff ist und bleibt eine Alternative. Oder Einsätze die über mehrere Tage gehen da werden die Fahrzeuge auch betankt. Anderes Beispiel: Ein Gerätehaus (Wache) mit 5 E- Angetriebenen Fahrzeuge gerät in Brand viel Spaß bei der Brandbekämpfung ab gesehen von dem Kontaminierten Boden durchs Löschwasser und den Lithium Batterien. Hoffe mal das Rosenbauer auch einen Löschcontainer mit Geliefert hat. Für den fall der Fälle…

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  5. Wo wären wir wohl heute wenn man vor über 100Jahren! die elektrisch betriebenen Fahrzeuge weiter entwickelt hätte (Mannschaft saß damals übrigens auch schon quer zur Fahrtrichtung!).
    Ich stelle mit vor, dass man den Radnabenmotor wieder entdeckt, die Akkus austauschbar macht (um in hoffentlich naher Zukunft kleiner- leistungsfähigere Öko-Akkus einsetzen zu können und auf die Hilfsdiesel verzichten kann).
    Der Gedanke weg von angepassten Standartfahrgestellen – hin zu aufgabenbezogenen Gesamtkonzepten ist sicher richtig.

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  6. Einen, der Anderen die Fachkompetenz abspricht, der aber selbst so ein einfaches Wort wie “Vorstellung” mit F schreibt, kann man aber auch nicht wirklich ernst nehmen.

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  7. Der Kommunikationsraum is ja nicht zusätzlich, sondern es wird vorhandene Infrastruktur mehrfach genutzt.
    Gute Idee.
    Leider findet sich immer einer der motzt.

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  8. Da hat Rosenbauer in der Tat einen neuen Maßstab gesetzt. Einen hochwertigen Dieselmotor, der zum einen den Generator antreibt, zum anderen auch die Kreiselpumpe, die aber wahlweise auch elektrisch angetrieben werden kann. Der antrieb der Fahrmotoren erfolgt ausschließlich elektrisch, besser geht es nicht. Man sieht, dass Rosenbauer hier nicht irgend ein Experiment gemacht hat, um ein “sauberes” Auto anzubieten, sondern die ausgereifte Diesel-Motorentechnik sinnvoll kombiniert mit einer leistungsfähigen Elektroanlage. Dies wäre das eigentliche Vorbild für den gesamten Automobilbau, aber die Platzverhältnisse im PKW würden diese Kombination so nicht möglich machen.

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  9. Das Fahrzeug wiegt bei identischer Beladung der derzeitigen Berliner-LHF ‘s fasst 4000kg mehr – also knapp 18t. Eine E- DLK würde dann statt 16t mindestens 20t auf die Waage bringen und dürfte dann keine Drehleiteraufstellfläche (z. E. max.
    16t, Achslast 10t) nutzen. Für was braucht man in einem LF/HLF ect. bitteschön einen Komminikationsraum? Soll man darin diskutieren wie bei leeren Akkus der Einsatz erfolgreich abgewickelt werden kann? Wenn ich dazu die Kommentare einiger Berliner Führungskräfte bei der offiziellen Forstellung denke, muss ich an deren Fachkompitenz zweifeln.

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