Macht den Einsatz von Hubrettungsfahrzeugen sicherer

20 Jahre HAUS-Regel

Hamburg/Hannover – Regeln oder Eselsbrücken erleichtern Feuerwehrleuten das Vorgehen. Eine der bekanntesten ist die HAUS-Regel zum sicheren Aufstellen von Hubrettungsfahrzeugen. Vor 20 Jahren haben die beiden Berufsfeuerwehrleute Jan Ole Unger und Nils Beneke sie erfunden. Wir erinnern uns.

Vor 20 Jahren entstand die HAUS-Regel. Foto: Drehleiter.info

 

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“HAUS, das steht für Hindernisse, Abstände, Untergrund und Sicherheit“, erklärt Unger. „Daran hat sich in all den Jahren nichts geändert.“ An die Geburtsstunde und den Ort kann sich der Hamburger Berufsfeuerwehrmann noch ganz genau erinnern. „Das war der 15. März 2005 bei mir zu Hause im Winterhuder Weg 136.“ Damals war Freund und Kollege Nils aus Hannover zu Besuch. Wie so oft in der Zeit drehte sich das Gespräch vornehmlich um Feuerwehr. „Um den optimalen Einsatz von Drehleitern“, präzisiert Beneke.

Dazu muss man wissen: Unger und Beneke hatten am 1. August 1998 gemeinsam als Brandmeisteranwärter bei der BF Hannover begonnen. In die 18-monatige Ausbildung war der Part Drehleitermaschinist integriert. Der Umgang und der Einsatz der Hubrettungsfahrzeuge begeisterten die beiden gleichermaßen. „Daran hat sich bis heute auch nichts geändert“, sagt Beneke.

Die HAUS-Regel hilft beim optimalen Positionieren eines Hubrettungsfahrzeugs. Foto: Hegemann

Die Anwärter wollten tiefer in die Thematik einsteigen. Doch außer zur Fahrzeugtechnik und Funktionsweise gab es in der Literatur so gut wie gar nichts. „Keine Lehrgänge, keine Unterlagen zum optimalen Aufstellen, nichts zur Taktik“, fasst es Unger zusammen. „Diese Lücke wollten wir schließen.“

2005 gelang dann der Durchbruch. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie Nils sagte: ‚Wenn wir mal alles beiseiteschieben, was wir gehört und gelernt haben, was ist das Wichtigste beim Aufstellen einer Drehleiter?‘“, berichtet Unger, der 2002 zur BF Hamburg gewechselt war. „Abstände, Untergrund, Hindernisse und Sicherheit“, lautete die gemeinsame Antwort. In geänderter Reihenfolge wurde daraus die HAUS-Regel.

Frühzeitig weitere Fachleute einbezogen

„Im nächsten Step haben wir dann genau aufgeschrieben, was wir als Hindernisse verstehen, etwa Ampeln, Bäume, Freileitungen, Mauern, Fahrzeuge oder Zäune. Worauf es beim Untergrund ankommt, welche Abstände zu beachten sind und welche Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden müssen. Unser Ergebnis besprachen wir mit diversen Fachleuten“, erinnert sich Unger. Alle Hinweise, Ergänzungsvorschläge und Tipps flossen ins „Kleingedruckte“, die Erklärungen der Punkte, mit ein.

Die beiden Erfinder der HAUS-Regel: die Berufsfeuerwehrleute Jan Ole Unger (l.) und Nils Beneke. Foto: Drehleiter.info

Die Interschutz im Jahr 2005 nutzten die beiden Berufsfeuerwehrleute, um die neue Standard-Einsatzregel publik zu machen. Eine wichtige Rolle kam dabei auch ihrer kurz zuvor aufgesetzten Internetseite www.drehleiter.info zu. Hier konnten sich Interessierte die Regel kostenlos runterladen. Zu den größten Fans gehören bis heute die Verantwortlichen der Landesfeuerwehrschule in Tirol (Österreich). Schon 2005 empfahlen deren Lehrer, Drehleitereinsätze nach der neuen Regel abzuarbeiten. Begründung: Der Maschinist wird dadurch an alle wichtigen Punkte erinnert. Im Oktober 2005 stellten sowohl das Feuerwehr-Magazin als auch der BRANDSchutz ihren Lesern die HAUS-Regel vor. 

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Im gleichen Monat stiegen Unger und Beneke mit Drehleiter.info ins Ausbildungsgeschäft ein. Nach dem erfolgreichen Nullserien-Lehrgang bei der FF Worpswede (NI) buchte die FF Eppstein-Vockenhausen (HE) im Oktober 2005 den Kurs Nummer 1. „Unser Ziel war es von Anfang an, den Drehleitereinsatz sicherer zu machen“, erklärt Beneke. „Darauf haben wir unseren Fokus gelegt.“

Ausdehnung auf Gelenkmasten

„Der Punkt Sicherheit ist auch am schnellsten und am meisten gewachsen“, ergänzt Unger. Auf der Website wurden ein Unfallforum und eine Unfalldatenbank integriert. „Jeder wusste, dass Unfälle beim Drehleitereinsatz passieren. Aber bis dahin hatte sie niemand systematisch erfasst“, berichtet Unger. Tatsächlich ging es anfangs dabei fast nur um Drehleitern. „Hubarbeitsbühnen oder Gelenkmasten spielten damals keine so große Rolle“, meint Unger weiter. Inzwischen decken die Unfalldatenbank und die HAUS-Regel diese Hubrettungsfahrzeuge aber ebenfalls mit ab. Wesentliche Unterschiede gibt es eigentlich nur bei den Abständen. Der Rest des Vorgehens ist identisch.

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Durch Ausbildungsveranstaltungen im Ausland bemerkten Unger und Beneke dann im Lauf der Jahre, dass es auch dort nicht Vergleichbares gibt. Und so trat die HAUS-Regel eine Art weltweiten Siegeszug an. „Inzwischen wird sie in Chile genauso angewendet wie in den Niederlanden, der Schweiz oder im Libanon“, freut sich Beneke. „Egal, in welcher Sprache und mit welchem Hubrettungsfahrzeug: Die Regel funktioniert.“ 

Keine eigene Feuerwehr-Dienstvorschrift

Einzig die Idee einer eigenen Feuerwehr-Dienstvorschrift für die Ausbildung und den Einsatz von Hubrettungsfahrzeugen konnten Unger und Beneke nicht verwirklichen. Dafür mündete der 2007 von ihnen geschriebene Ausbildungsplan nach einigen Anpassungen 2011 in einer AGBF-Empfehlung zur Ausbildung mit den entsprechenden Fahrzeugen. „Hamburgs Feuerwehrchef Klaus Maurer und Hannovers Leiter Claus Lange haben uns dabei von Anfang an tatkräftig unterstützt“, freut sich Unger noch immer für die beiden prominenten Fürsprecher. Und in seiner 31. Sitzung beriet und beschloss der Ausschuss für Feuerwehrangelegenheiten, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung (AFKzV) der Innenministerkonferenz, den Ländern den Musterausbildungsplan für die Aus- und Fortbildung an Hubrettungsfahrzeugen bei der Durchführung von Lehrgängen zu empfehlen.

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