Bonn (NW) – Seit 2011 hat das Technische Hilfswerk (THW) die tunesische Zivilschutzbehörde Office National de la Protection Civile (ONPC) beim Aufbau ehrenamtlicher Strukturen im Bevölkerungsschutz unterstützt. Im Dezember wurde die Projektserie nach 14 Jahren in Tunis offiziell abgeschlossen.
Anfang Dezember zogen ONPC und THW bei einem Festakt in Tunis eine positive Bilanz ihrer Zusammenarbeit. (Bild: THW | Roth)
Mit einem Festakt in Tunis blickten ONPC und THW auf die langjährige Kooperation zurück. Ziel des Projekts war es, die gesellschaftliche Teilhabe durch ehrenamtliches Engagement im Bevölkerungsschutz zu stärken. Nach Angaben von THW-Präsidentin Sabine Lackner ist es gemeinsam mit dem Projektpartner gelungen, landesweit ehrenamtlich getragene Strukturen in Tunesien zu etablieren.
Anzeige
Insgesamt sind inzwischen rund 4.400 ehrenamtliche Einsatzkräfte in 19 aktiven Vereinen registriert. Sie unterstützen die ONPC unter anderem bei Hochwasserlagen, der Waldbrandbekämpfung und der Absicherung von Veranstaltungen. Rund 1.300 Mitglieder nehmen regelmäßig an Einsätzen teil, der Frauenanteil liegt bei etwa 50 Prozent.
Die vom Auswärtigen Amt geförderte Projektserie umfasste neben Ausbildung und Beratung auch umfangreiche Ausstattung. Nach THW-Angaben wurden 345 Tonnen Material nach Tunesien überführt. Dazu zählen 240 ausgesonderte und instandgesetzte THW-Fahrzeuge, 16 Neufahrzeuge, vier Kranfahrzeuge, 20 mobile Hochleistungspumpen sowie drei Boote. An Ausbildung und Kooperation beteiligten sich über die Jahre 191 THW-Ehrenamtliche, zusätzlich unterstützten mehr als 400 Einsatzkräfte Fahrzeugüberführungen und Maßnahmen in Deutschland.
Grundlage der Zusammenarbeit bildeten die drei Bausteine Ausbildung, Ausstattung und Beratung. Auf Basis der THW-Grundausbildung entwickelten THW und ONPC zunächst ein „Train-the-Trainer“-Konzept. In 14-tägigen Lehrgängen in deutschen THW-Ortsverbänden wurden künftige Ausbilderinnen und Ausbilder geschult. Darauf aufbauend entstanden weitere Fachausbildungen, etwa zur technischen Rettung, zum Aufbau des Einsatzgerüstsystems oder zum Verhalten bei Hochwasser.
Seit 14 Jahren tauschen sich ONPC und THW im Rahmen regelmäßiger Arbeitstreffen und Workshops intensiv aus. (Bild: THW | Roth)
Für die neuen Standorte stellte das Auswärtige Amt die Finanzierung der Ausstattung sicher, während das THW Beschaffung, Transport, Übergabe und Schulungen organisierte. Die übergebenen Fahrzeuge – darunter Kipper, Mannschaftstransportwagen und geländegängige Unimogs – werden in regionalen Werkstätten gewartet. In Manouba richtete das THW zusätzlich eine Zentralwerkstatt ein. Speziell zur Bewältigung von Überflutungen nach Starkregen entwickelten ONPC und THW ein Konzept, das die Übergabe von Hochleistungspumpen und entsprechende Schulungen einschloss.
Nach Einschätzung des THW arbeiten die ehrenamtlichen Strukturen inzwischen selbstständig. Haupt- und Ehrenamt im tunesischen Bevölkerungsschutz ziehen routiniert zusammen und können auch ohne THW-Beteiligung ausbilden und einsetzen. Der Bevölkerungsschutz – in dem international auch Feuerwehr-Strukturen eine Rolle spielen – ist damit nach THW-Vorbild, jedoch in eigener Ausprägung, fest in Tunesien verankert.
Mit dem Ende der Förderung durch das Auswärtige Amt ist der Austausch nicht abgeschlossen. Die gewachsenen Kontakte und der fachliche Dialog zwischen Tunesien und Deutschland sollen fortgeführt werden. Zudem diente das Projekt als Pilot, auf dessen Basis ähnliche Vorhaben unter anderem in Jordanien und in der Region Kurdistan-Irak umgesetzt wurden.