Mehr als eine halbe Million Einsätze in 2022

Historische Einsatzbilanz der Berliner Feuerwehr

Die Berliner Feuerwehr verzeichnete im Jahr 2022 erneut eine Höchstzahl bei den Einsätzen. Auf einer Pressekonferenz stellen Innensenatorin Iris Spranger und Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen am Montag den Jahresbericht der Berliner Feuerwehr vor.

Feuerwehr Berlin
Symbolfoto: Jan-Erik Hegemann

Erstmals in der Geschichte der Berliner Feuerwehr lag die Zahl der Einsätze höher als eine halbe Million. Zu 528.895 Einsätzen mussten die Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr im vergangenen Jahr ausrücken. Die Einsatzkräfte bewältigten damit pro Tag 101 Einsätze mehr als im Jahr 2021. Dieser seit vielen Jahren kontinuierliche Anstieg der Einsatzzahlen fordert die Berliner Feuerwehr. Innerhalb der zurückliegenden zehn Jahre beträgt der Zuwachs 40 Prozent. Und auch bei den Notrufen gibt es einen neuen Rekord: 1.222.955 bedeutet einen Anstieg um 11,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Alle 26 Sekunden erreichten einen 112-Notruf der Leitstelle der Berliner Feuerwehr.

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Einsatzzahlen Medizinische Gefahrenabwehr

Der Bereich von Notfallrettung und -transporten verzeichnete einen Anstieg um 10 Prozent. Die steigenden Alarmierungen im Rettungsdienst sind besonders belastend für die Einsatzkräfte. Im Vergleich zum Jahr 2002 mit 255.892 Alarmierungen hat sich die Zahl im Jahr 2022 mit 509.536 nahezu verdoppelt. Dieser Anstieg hat die Berliner Feuerwehr insbesondere in der ersten Jahreshälfte 2022 an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und stellenweise darüber hinaus gebracht: sowohl beim Personal als auch bei den Einsatzmitteln. Herausfordernd sind solche zunehmenden Alarmierungen auch durch die lange Bindungsdauer von Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeugen. Die Berliner Feuerwehr hat im Bereich des Rettungsdienstes nach wie vor einen Mangel an Ressourcen bei Personal und Einsatzmitteln.

Für den starken Anstieg von Notrufen gibt es vielfältige Ursachen: Eine immer älter werdende Gesellschaft ist ein Faktor. Aber auch das Wegbrechen sozialer Netze und die damit verbundene Vereinsamung spielen genauso eine Rolle wie das Bevölkerungswachstum in Berlin. Aber auch mangelndes Wissen der Menschen über Alternativen zur 112 ist ein Faktor.

Einsatzzahlen Technische Gefahrenabwehr

Bei den Einsätzen zur Brandbekämpfung gab es 2022 ebenfalls ganz erhebliche Zuwächse. Mit 9.578 lag diese Zahl um rund 40 Prozent höher als noch ein Jahr zuvor. Im Durchschnitt rückte die Feuerwehr alle 28 Minuten mit 15 Einsatzkräften zu einer Brandalarmierung aus. Auch die Technische Hilfeleistung verzeichnete einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Jahr 2021: 26.174 Einsätze im Jahr 2022 sind ein Zuwachs um 4.475 Einsätze.

Dabei schlugen 2022 vor allem wetterbedingte Alarmierungen zu Buche vor. Im Februar zogen gleich mehrere Orkane durch die Hauptstadt. Die Berliner Feuerwehr stellt sich auf Gefahren durch Unwetter und Vegetationsbrände strategisch ein. Denn solche Einsätze werden aufgrund des Klimawandels zunehmen. Diese Entwicklungen hat die Berliner Feuerwehr auch in der „Strategie 2030“ berücksichtigt, die 2022 vorgestellt wurde.

Senatorin für Inneres und Sport Iris Spranger:

„Der Jahresbericht 2022 der Berliner Feuerwehr zeigt erneut, zum einen wie vielfältig und umfangreich ihr Aufgabenspektrum ist. Und zum anderen wie viel sie bewältigt, wie leistungsfähig sie ist. Er zeigt ebenso, wie sich diese Leistungsfähigkeit und damit die Sicherheit in der Hauptstadt gewährleisten lässt – nämlich Hand in Hand: Hauptamtlich, ehrenamtlich, von Brandbekämpfung, Technischer Rettung, Höhenrettern und Tauchern, über Rettungsdienst und Leitstelle, bis hin zu unterstützenden Bereichen sowie der Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienst-Akademie, die für Vieles erst die Grundlage schaffen. All das und jede Menge Idealismus, Engagement sowie Leidenschaft machen die Berliner Feuerwehr aus. Nicht nur als Senatorin, sondern auch als Bürgerin dieser Stadt bin ich froh, mich darauf verlassen zu können. Ich danke Allen,

Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen:

„Für die Menschen in der pulsierenden Metropole Berlin müssen wir als Berliner Feuerwehr vorausschauend, strategisch und agil handeln.“ Der Jahresbericht 2022 zeigt Herausforderungen und Perspektiven für eine moderne Großstadtfeuerwehr. Er gibt Einblicke in unsere Feuerwehrfamilie. Vor allem zeigt der Jahresbericht: Die Angehörigen der Berliner Feuerwehr setzen sich für die Sicherheit dieser Stadt und ihrer Menschen ein. Stunde um Stunde und unter allen Umständen. „Das hat Tradition seit 1851.“, sagt Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen. Der 156 Seiten umfassende Jahresbericht dokumentiert die Leistungsfähigkeit der größten und ältesten Berufsfeuerwehr in Deutschland. Die Themenschwerpunkte zeigen, welche komplexen Anforderungen sich an eine moderne Großstadtfeuerwehr stellen müssen.

Entlastung für den Einsatzdienst

Bundesweit fehlt es an Notfallsanitäterinnen und -sanitätern. Die Berliner Feuerwehr hat 2022 im Bereich der Aus- und Weiterbildung einige wichtige Weichen stellen können. Für die Gewinnung von Auszubildenden konnten die Zugangswege zur Berliner Feuerwehr erweitert und attraktiver gestaltet werden. Die interne Weiterbildung konnte mit einem neu konzipierten Aufbaukurs um ein Jahr verkürzt werden.

Codes zur Verarbeitung von Notrufen konnten ebenfalls im Jahr 2022 präzisiert werden: Nun können mehr Notrufe, die aufgrund medizinischer Indikation nicht in die Zuständigkeit der Notfallrettung fallen, identifiziert werden. In der zweiten Jahreshälfte konnten so Schritt für Schritt mehr Anrufende an geeignetere Versorgungsstrukturen – wie die Kassenärztliche Vereinigung – übergeben werden. Darüber hinaus konnten 26 Feuerwachen im Jahr 2022 mit zusätzlichen Rettungswagen ausgestattet werden. Dadurch konnten Engpässe bei den Fahrzeugen deutlich verringert werden (weniger Ausnahmezustand Rettungsdienst).

Durch die Initiative der Senatorin für Inneres und Sport, Iris Spranger, konnte im Jahr 2022 die Änderung des Rettungsdienstgesetzes angestoßen werden. Dadurch kann die Berliner Feuerwehr nun flexibler handeln und die Belastung in der Notfallrettung auf mehrere Schultern verteilt werden.

Text: Stab Kommunikation Berliner Feuerwehr

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich frage mich warum man bei Nasenbluten, Bauchschmerzen usw. überhaupt einen RTW /KTW benötigt?
    Eher ein Fall für den Hausarzt oder den Kassenärztlichen Notdienst, vermutlich ist hier die Situation in Berlin wie überall auch sehr bescheiden.

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  2. Sehr gute Idee! Was da an angeblichen Notfällen reinkommt, grenzt schon an Ironie. Das Berufsbild eines Notfallsanitäters sollte in der Öffentlichkeit besser kommuniziert werden.

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  3. Da stellt sich mir die Frage, ob es wirklich Notfallsanitäter braucht, um bei Psychiatrischen Erkrankungen, Alkoholisierung, Nasenbluten, Bauchschmerzen usw. zu helfen.

    In meinem Heimatkreis betreiben bereits zwei Feuerwehren und ein privater Dienstleister hauptamtlich besetze KTW-B, die im Bedarfsfall für die Notfallrettung eingesetzt werden können.

    Um diese Fahrzeuge zu besetzen, sind lediglich drei Monate Ausbildung erforderlich und Bewerber gibt es im Rettungsdienst reichlich.

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