Tipps für die Sicherheitswache

Sicherheit beim Flugtag: Worauf die Feuerwehr achten muss

Eine Sicherheitswache beziehungsweise eine Brandsicherheitswache bei einem Flugtag oder Flugplatzfest lässt freiwillige Feuerwehren zu “Flugplatzfeuerwehren auf Zeit” werden. Allerdings stellen sich die verantwortlichen Führungskräfte oft die Frage: Worauf sollte bei der Planung einer Brandsicherheitswache bei einem Flugtag geachtet werden? Heino Schütte sprach mit dem Chef der Flughafenfeuerwehr Stuttgart, Andreas Rudlof.

FM: Was sind die wichtigsten Tipps einer erfahrenen Flughafenfeuerwehr für den richtigen Umgang bei Zwischenfällen mit Kleinflugzeugen, insbesondere bei Flugtagen und Fliegerfesten?

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Rudlof: Für die Feuerwehreinsatzkräfte und die Kräfte des Rettungsdienstes ist es äußerst empfehlenswert beziehungsweise notwendig, sich im Vorfeld mit einer sinnvollen und effektiven Gefahrenabwehrplanung auseinander zu setzen und rechtzeitig vor der Veranstaltung einen Alarm- und Notfallplan aufzustellen. Dabei sind im Wesentlichen die internationalen sowie nationalen Vorgaben für den Luftverkehr, etwa ICAO Annex 14, Chapter 9 “Rescue and Fire-Fighting”, Nachrichten für Luftfahrer NfL I 302/00 sowie länderrechtliche Vorgaben zu Grunde zu legen. Aber auch Auflagen von Fachreferaten örtlich zuständiger Genehmigungsbehörden sind dabei zu beachten.

Andreas Rudlof (Flughafenfeuerwehr Stuttgart).

Darüber hinaus sollte jeder Gemeindefeuerwehr bewusst sein, dass der so genannte “Grundschutz” des Einsatzgebietes über die Dauer der Veranstaltung gleichfalls sichergestellt sein muss. Deshalb sind bei der Planung von vorneherein gegebenenfalls Kräfte benachbarter Einheiten in die Gefahrenabwehrplanung mit einzubeziehen, beziehungsweise bei der Alarm-/Notfallplanung zu berücksichtigen.

Die Feuerwehrpräsenz sollte dabei über die gesamte Dauer der Veranstaltung – zumindest für die Dauer des Flugbetriebes mit einer gewissen Vor- und Nachlaufzeit – vor Ort am Platz und einsatzbereit sein. Der Umfang der Maßnahmen – Vorhaltung von Mannschaft und Gerät – ist stets von der Art der Vorführungen sowie der Anzahl der zu erwartenden Teilnehmer und Zuschauer abhängig. 

Die Feuerwehr sorgt für Sicherheit an einem Flugtag. (Bild: Schütte)

FM: Was sind die möglichen Gefahrenschwerpunkte?

Rudlof: Als mögliche Gefahrenschwerpunkte oder Gefahrenpunkte sind hierbei beispielsweise in Betracht zu ziehen:

  • Bevorratung von Flugkraftstoff.
  • Betankungsvorgänge von Luftfahrzeugen.
  • Anzahl am Platz befindlicher Luftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor (meist Kolbentriebwerke).
  • Rotierende Propeller.
  • Entstehen einer Panik bei größeren Menschenansammlungen (Zuschauer/Besucher) durch Zwischenfälle/Unfälle.
  • Massenanfall von Verletzten bei Zwischen-/Unfällen.
  • Gebäudeeinsturz durch abstürzende Luftfahrzeuge.
  • Behinderung von an-/abrückenden Rettungskräften im Ereignisfall durch Schaulustige oder ordnungswidrig geparkte Fahrzeuge.
  • Störung der Veranstaltung durch Dritte.

Im Rahmen der Planung sind entsprechende Vorgaben bezüglich der Rettungs- und Brandbekämpfungsmaßnahmen für Zwischenfälle während des Flugverkehrs, zu Gebäude(brand)- sowie Veranstaltungsschutz im Vorfeld festzulegen. Dies beinhaltet neben der Ermittlung möglicher Gefahrenschwerpunkte/Gefahrenpoteniale auch die Organisation des Raumes. Etwa: Anfahrt/Abfahrt der Einsatzfahrzeuge, Sicherstellung der Wasserversorgung inklusive Aufgaben und Organisationsbeschreibung für die Feuerwehr allgemein sowie der Maßnahmen für den Einsatzfall für die wesentlichen Szenarien.

Neben der Sicherstellung des Brandschutzes/der Technischen Hilfeleistung für mögliche Flugunfälle sind hierbei auch Maßnahmen für den Gebäudebrandschutz sowie zum Schutz der Veranstaltungsbesucher zu treffen.

Video: Flugzeugabsturz bei einem Flugplatzfest in Backnang:

FM: Bei manchen Flugzeug-Oldtimern können ja bis zu 800 Liter Sprit und teils große Schmieröltanks im Spiel sein. Welche Standards empfehlen Sie bei einer Brandbekämpfung?

Rudlof: Standard- oder Hauptlöschmittel für die Flugzeugbrandbekämpfung ist Schaummittel, beziehungsweise ein geeignetes filmbildendes Schaummittel für Flüssigkeitsbrände. Als Ergänzungslöschmittel kann Pulver (meist Löschpulver für die Brandklasse B/C) und/oder Kohlendioxid (CO2) eingesetzt werden. Sinnvollerweise sollte in der Erstphase der Brandbekämpfung die Ausbringung des Löschmittels durch Löschfahrzeuge mit leistungsfähiger Löschanlage erfolgen. Hierzu eignen sich am besten Tanklöschfahrzeuge, zum Besipiel TLF 24/50, TLF 20/40 oder HLF/LF mit ausreichend dimensioniertem Löschmittelbehälter und Dachmonitor.

In der Folgephase – wenn das so genannte Hauptfeuer gelöscht ist – beziehungsweise für Nachlöscharbeiten können auch Handrohre, vorzugsweise ebenfalls Schaum, gegebenenfalls auch Wasser – je nach Lage und Örtlichkeit – eingesetzt werden. Als Schutzkleidung ist die reguläre PSA für die Brandbekämpfung im Regelfall als ausreichend anzusehen.

Ernstfall: Flugzeugabsturz bei einem Flugtag. Die Feuerwehr ist als Sicherheitswache schnell vor Ort. (Bild: Schütte)

FM: Wie würden Sie Lösch- und Rettungsfahrzeuge bei einem Flugtag oder Flugplatzfest für den Sicherheitsdienst sinnvoll positionieren?

Rudlof: Die Feuerwehrfahrzeuge mit dem größten Löschmittelvorrat (TLF oder Ähnliche) sollten einen relativ kurzen Weg zur Start-/Landebahn haben. Idealerweise ist Sitzbereitschaft der Besatzung im oder direkt am Löschfahrzeug während der gesamten Dauer des Flugbetriebes eingerichtet. Gegebenenfalls muss für regelmäßige Ablösung des Personals gesorgt werden, damit es im Ereignisfall schnell eingreifen und die Bekämpfung des Hauptfeuers einleiten kann. Die restlichen Fahrzeuge sollten so positioniert werden, dass sie möglichst schnell zur Unfallstelle nachrücken können.

Link-Tipp zum Thema:

Die Flugzeugkatastrophe von Ramstein (1988)

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