Gefordert und gefördert

FSJ bei der Feuerwehr

Junge Erwachsene zwischen 18 und 27 Jahren nutzen nicht selten ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), um sich beruflich zu orientieren. Vielerorts freuen sich Feuerwehren über das Interesse der jungen Menschen. Spielt Ihr auch mit dem Gedanken, ein FSJ bei der Feuerwehr zu absolvieren? Wir beantworten die wichtigsten Fragen und zeigen Euch, wie der Alltag für die Freiwilligen aussieht.

Der 19-jährige Tobias – hier mit einem KdoW der Feuerwehr Bocholt – absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Feuerwehr. Foto: Facebookseite FSJ Feuerwehr

Tobias ist 19 Jahre alt und absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Feuerwehr Bocholt. So sieht sein Tagesablauf aus:

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Morgens beginnt der Tag mit dem Wachwechsel, bei dem die alte Wachabteilung, die jetzt 24 Stunden an der Wache war, abgelöst wird. Danach werden die Fahrzeuge und alle Geräte überprüft, damit im Ernstfall alles einsatzbereit ist. Anschließend folgt der Wachunterricht. Hier lernt Tobias – zusammen mit den hauptamtlichen Kräften – etwas über besondere Situationen im Einsatz und wie sie zu meistern sind. Manchmal stehen auch Übungen auf dem Programm.

Nach der Mittagspause geht es für Tobias zur Feuerwehr- und Rettungsdienstakademie Bocholt (FRB). Diese ist praktisch nebenan. Dort wird neues Personal für die Feuerwehr und den Rettungsdienst ausgebildet. Hier ist immer etwas zu tun: Tobias mimt beispielsweise ein Unfallopfer bei einer Prüfung oder hilft dabei, Unterrichtsstunden vorzubereiten. Außerdem ist er an der FRB für das Lager verantwortlich. Um 16.15 Uhr ist der Arbeitstag für Tobias zu Ende.

Anders sieht es aus, wenn Tobias am regulären Schichtbetrieb teilnimmt. Denn auch das ist Teil des FSJ. Dann hat der Arbeitstag 24 Stunden. Er hat zwar bereits Erfahrung bei der Feuerwehr gesammelt, aber selbst bei einer solchen Schicht dabei zu sein, ist noch mal viel spannender. Ständig könnte der Alarm gehen und Tobias müsste mit der restlichen Mannschaft zu einem Einsatz ausrücken.

Zusätzlich zu dem Geschehen auf der Wache und den Einsätzen hat Tobias im Rahmen des FSJ die Möglichkeit, interessante Orte zu besuchen und an Veranstaltungen teilzunehmen. So war er zum Beispiel in Appeldorn (Niederlande) und hat dort die Leitstelle kennengelernt. Außerdem stand ein Besuch bei der RETTmobil in Fulda auf dem Programm.

Zur Vorbereitung auf eine Übung hilft Nicolás Castillo Podestá, FSJler bei der BF Hildesheim, einer Einsatzkraft in einen Chemikalienschutzanzug. Foto: Dirk Haats

Nicolás Castillo Podestá ist 19 Jahre alt und macht ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der BF Hildesheim.

Zu seinen Aufgaben gehört beispielsweise die Brandschutzerziehung von Schulklassen. Dabei erklärt er den Schülern, wie sie sich bei einem Notruf verhalten sollten und wie wichtig Brandschutz ist. Beliebt sind anschließend auch immer die Führungen durch die Feuerwache.

Außerdem unterstützt Nicolás die anwesende Wachabteilung als „Joker“. Das heißt: Da wo Unterstützung gebraucht wird, ist er zur Stelle. So hilft er etwa in der Werkstatt, besorgt Ersatzteile für Fahrzeuge und erledigt Botengänge für RTW-Besatzungen. Ein großer Teil seiner Arbeit besteht allerdings darin, die Abteilung Ausbildung zu unterstützen. Für Lehrgänge der Feuerwehr reserviert er Räume, besorgt Unterrichtsmaterialien und erstellt Teilnehmerlisten.

Da Nicolás aktives Mitglied der FF Hildesheim ist, hat er außerdem die Möglichkeit bei Einsätzen mitzufahren. So sammelt er zusätzlich noch jede Menge Erfahrung. Eine Berufsausbildung zum Feuerwehrmann kann er dagegen als Asthmatiker nicht angehen. Aber auch nach seinem FSJ möchte sich der 19-Jährige weiter bei der FF engagieren.

Die wichtigsten Infos zum FSJ bei der Feuerwehr

Was ist ein FSJ?

FSJ ist die Abkürzung für Freiwillige Soziales Jahr. Dabei handelt es sich um ein Bildungs- und Orientierungsangebot für junge Menschen. Während eines FSJ üben die Freiwilligen (FSJler genannt) eine ehrenamtliche, über mehrere Monate laufende Tätigkeit im sozialen Bereich aus.

Wie lange dauert der Einsatz?

Ein FSJ dauert in der Regel 12 Monate, mindestens jedoch 6 Monate, und kann auf bis zu 18 Monate verlängert werden.

Wer kann sich bewerben?

Jugendliche, welche die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben und zwischen 18 und 27 Jahre alt sind. Egal ob feuerwehrfremd oder feuerwehrerfahren: Jeder kann sich für ein FSJ bei der Feuerwehr bewerben. Allerdings sollten Interessenten bereit sein, den Grundlehrgang zu machen und Einsätze mitzufahren. Ein Führerschein der Klasse B ist für einige Einsatzstellen von Vorteil.

Welche Einsatzstellen gibt es im Bereich Feuerwehr?

Die Einrichtung, in der die FSJler mitarbeiten, wird Einsatzstelle genannt. Für ein FSJ im Bereich Feuerwehr passt dieser Begriff doppelt gut.

Es gibt sowohl freiwillige Feuerwehren als auch Berufsfeuerwehren, die eine oder mehrere FSJ-Stellen anbieten. Vereinzelt ist es auch möglich, in Ämtern für Brand- und Katastrophenschutz sowie bei Kreisfeuerwehrverbänden oder Geschäftsstellen ein FSJ
zu absolvieren.

Wo bewerbe ich mich?

Entweder direkt bei der Einsatzstelle oder bei dem FSJ-Träger: LFV Hessen oder LFV Rheinland-Pfalz. Arbeitgeberfunktion für die Freiwilligen hat der jeweilige Landesfeuerwehrverband zusammen mit der Einsatzstelle. Nähere Informationen zum Bewerbungsverfahren gibt es auf den Internetseiten
der FSJ-Träger.

Was macht der Träger?

Wer ein FSJ absolvieren möchte, kann dies nur bei einem anerkannten Träger tun. Der Träger übernimmt die Gesamtverantwortung für die ordnungsgemäße Durchführung des FSJ. Er kümmert sich vor allem um die pädagogische Betreuung der FSJler (Bildungswochen). Träger für ein FSJ Feuerwehr sind der Landesfeuerwehrverband (LFV) Hessen und seit 2017 auch der LFV Rheinland-Pfalz. Der LFV Hessen ist auch Träger für Einsatzstellen außerhalb beider Bundesländer.

Allgemeine Informationen zum FSJ findet Ihr bei der Initiative Engagementförderung.

Freiwilliges Soziales Jahr bei der Feuerwehr: 10-jähriges Jubiläum

2018 kann der Landesfeuerwehrverband (LFV) Hessen bereits auf 10 Jahre FSJ bei der Feuerwehr zurückblicken: Nach einem Modellprojekt im Landkreis Darmstadt-Dieburg in 2008 erkannte das Hessische Sozialministerium den LFV im darauffolgenden Jahr als offiziellen Bildungsträger an. Der FSJ-Jahrgang ging dann 2010 mit 21 Freiwilligen an den Start. Seither wächst die Zahl an “Einsatzstellen” stetig.

“Zwischen 40 und 50 junge Menschen bewerben sich jährlich bei der Feuerwehr”, erzählt der zuständige Pädagoge vom LFV Hessen, Frank Wößner. Aktuell betreut der Verband 44 Freiwillige. 30 Stellen davon sind in Hessen angesiedelt und 14 außerhalb des Bundeslandes: in Bayern, Niedersachsen
und Nordrhein-Westfalen.

FSJ bei einer Freiwilligen Feuerwehr

Lisa Schädlich (18) ist die erste FSJlerin der Feuerwehr Verbandsgemeinde Maxdorf (Rhein-Pfalz-Kreis, RP). “Ich wollte nach dem Abi erstmal was anderes machen, als wieder die Schulbank zu drücken”, erzählt die 18-Jährige. Wie die große Mehrheit aller FSJler im Bereich Feuerwehr, bringt Lisa bereits Feuerwehr-Erfahrung mit. 2009 ist sie in die Jugendfeuerwehr Fußgönheim eingetreten, seit 2015 ist sie in der Einsatzabteilung aktiv.

Als FSJlerin unterstützt Lisa den hauptamtlichen Gerätewart der Wehr, wo sie nur kann. Zu ihren Tätigkeiten zählen: Fahrzeuginstandsetzung, Jugendarbeit und Brandschutzerziehung. Nach ihrem FSJ möchte sie übrigens weiter ihm Blaulicht-Bereich arbeiten: dann aber als Polizistin.

FSJ bei der Berufsfeuerwehr Köln

Die Berufsfeuerwehr Köln bietet drei jungen Menschen seit 2017 die Möglichkeit für ein FSJ. Eine von ihnen ist Lena Winkler, 21 Jahre alt. Auch Lena ist bereits Feuerwehr erfahren. Sie ist seit ihrem zehnten Lebensjahr in der Löschgruppe Holweide der FF Köln aktiv: zunächst in der Jugendfeuerwehr und dann in der Einsatzabteilung. Lena hatte schon vor ihrem FSJ ein klares Ziel vor Augen: “Ich wollte nach meinen Abitur eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin bei der BF Köln machen.”

Lena (21) ist eine von drei FSJlern bei der Berufsfeuerwehr Köln. Hier steht sie zusammen mit ihrem Betreuer Andreas Gritschke vor einem Feuerwehrkran mit einer maximalen Hublast von 45 Tonnen (FwK 45). Foto: BF Köln

Weil dies erst mal nicht geklappt hatte, begann die 21-Jährige ihr FSJ. Damit will sie die Zeit überbrücken und nützliche Kontakte knüpfen. “Ich hatte am Anfang schon Angst, bloß Kaffee kochen zu müssen. Aber das war gar nicht so. Ich wurde von allen gut aufgenommen und konnte relativ schnell viel eigene Projekte übernehmen”, erzählt Lena zufrieden.

Die FSJlerin ist zurzeit für die Arbeit in der Kleiderkammer eingeteilt. Dort tauscht sie Uniformen und kleidet neue Kollegen ein. “Auch als erfahrene Feuerwehrfrau lerne ich während meines FSJ neue Dinge und erhalte durch meine Arbeit einen Blick hinter die Kulissen”, betont Lena.

Text: Sebastian Runnebaum

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