5-Seiten-Reportage in FM 7/2023

Influencer im ukrainischen Kriegsgebiet

Brandon Mitchell meldet sich im Frühjahr 2022 als freiwilliger Sanitäter in der Ukraine. Als Teil der internationalen Hilfsorganisation Hospitaller kümmert er sich nicht nur um die medizinische Erstversorgung von Verletzten. Er sammelt auch frontnah per Social Media erfolgreich Spendengelder und beschafft Hilfsgüter.

Mitchell ist 37 Jahre alt, geboren in der ostkanadischen Provinz New Brunswick. Nachdem er mit 17 beim kanadischen Militär anheuert, geht er nach Europa und schließt sich den britischen Streitkräften an. Er verbringt viele Jahre in England, bis es ihn im März 2020 ins schwedische Stockholm verschlägt. Dort arbeitet er für einen Zulieferer von Ikea. Viele seiner Kollegen stammen aus Polen, Estland und der Ukraine. Sie alle sind vom russischen Angriff ab dem 22. Februar 2022 tief beunruhigt. „In meiner Vorstellung habe ich Kiew und damit die ganze Ukraine fallen sehen. Ich habe befürchtet, dass der Dritte Weltkrieg ausbricht“, erklärt er am Telefon. Er entschließt sich, Job und Sicherheit im behaglichen Skandinavien zurückzulassen, um seinen Teil beizutragen und Hilfe zu leisten. Frontnah. „The best I can.“

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Zusammen mit fünf Schweden, alle mit militärischem Hintergrund, fährt er Mitte März 2022 nach Lwiw. Dort kontaktiert er eine internationale Einheit von medizinischen Ersthelfern: Die Hospitallers bestehen seit 2014, sie umfassen mehr als 500 Freiwillige in der Ukraine. Im Donbas führen sie Evakuierungen durch, stabilisieren und transportieren verwundete Soldaten und Zivilisten.

Seit Ende April 2022 berichtet der freiwillige Sanitäter Brandon Mitchell auf YouTube und Instagram von seinem Einsatz in der Donbas-Region. Er sammelt weltweit Spenden per Social Media und erwirbt davon dringend benötigte Hilfsgüter für die Ukraine. Foto: Mitchell (tbic)

Social Media und Hilfsgüter

Der 37-Jährige beginnt außerdem, von seinen Einsätzen als Sanitäter der Hospitallers per Social Media zu erzählen, sie zu filmen. Als Ausländer, der sich freiwillig engagiert und auf Englisch berichtet, erreicht er weltweit Aufmerksamkeit und Reichweite. Diese nutzt er, um Spendenaufrufe zu starten und mit den dabei zusammengetragenen Mitteln Hilfsgüter zu besorgen. Schnell wird ihm klar: Er kann hier ein System etablieren und nutzen. Denn regelmäßiger Video-Content erzeugt und erhöht die Spendenbereitschaft seiner Follower.

„The best I can“ (tbic): Diesen Namen gibtMitchell seinen Kanälen. Mit seinen eindringlichen Berichten vergrößert er seit Beginn im April 2022 seine Reichweite stetig: Bei YouTube (@ukraine_tbic) folgen ihm mehr als 67.000 Personen, bei Instagram (ukraine_tbic/) sind es rund 21.000 Follower.

Er zeigt die Lage der Bevölkerung in frontnahen Gebieten, aber auch Rettungsmissionen von Großmüttern, Kindern, Katzen und Papageien. So finanziert seine Anhängerschaft Antibiotika, medizinisches Equipment, die Ausrüstung für Krankentransportwagen, ja sogar ganze Fahrzeuge. Bis Mitte 2023 werden mehr als 350.000 US-Dollar an Spenden zusammengekommen sein. Menschen aus aller Welt schreiben ihm bei Instagram und senden unter anderem per PayPal Geld, um zu helfen. „Ich hätte nicht gedacht, dass das so gut funktionieren würde. Ich hoffe, es geht so weiter“, ist er selbst jetzt noch erstaunt.

Mehr zu Brandons Engagement in der Ukraine und für die Ukraine (inklusive Interview) sowie zur International Aid Group, einer humanitäre Hilfe leistenden NGO aus Saarbrücken, lest Ihr auf 5 Seiten in „Influencer im Kriegsgebiet“ im aktuellen Feuerwehr-Magazin 7/2023. Erhältlich ist es im Zeitschriftenhandel oder versandkostenfrei im Feuerwehr-Magazin-Shop.

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