Nachbesserungen bei der Brandsicherheit gefordert

Wird Gefahr bei Busbränden unterschätzt?

Münster (NW) – Nach dem Brand eines Reisebusses auf dem Rastplatz Roseburg an der Autobahn 24 am Montagabend fordert die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) eine Anpassung der Vorschriften für den Ausbau solcher Fahrzeuge. „Nicht auszudenken, wenn viele ältere Menschen, womöglich noch in der Mobilität eingeschränkt, den Bus hätten verlassen müssen“, sagt Wolfgang Duveneck, Sprecher der vfdb. Das Innere des Fahrzeugs gilt den Experten der Vereinigung zufolge als im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich.

Im aktuellen Fall von der A 24 konnten die 30 Fahrgäste und der Busfahrer den dreiachsigen Bus des Herstellers MAN noch rechtzeitig verlassen. Alle blieben unverletzt. Doch: Bei Eintreffen der Feuerwehr stand der Bus in Vollbrand, eine Rettung von Menschen wäre aus dem Fahrzeug nicht mehr möglich gewesen, wäre das nötig geworden. „Da wären wir nicht mehr rangekommen, ohne erst gelöscht zu haben“, berichtet Gordon Dieckow, Gruppenführer des zuerst eingetroffenen Löschfahrzeugs der Talkauer Feuerwehr.

Anzeige

Für die vfdb ist das Problem der rasend schnellen Brandausbreitung in Bussen nicht mehr hinnehmbar. Der Bus-Brand auf der A 24 sollte für den Gesetzgeber Anlass sein, die Vorschriften für die Brandsicherheit von Omnibussen auf den neuesten Stand zu bringen, heißt es. „Am Montag haben Fahrer und Fahrgäste in dem Reisebus großes Glück gehabt, dass niemand verletzt worden ist“, erklärt Anja Hofmann-Böllinghaus, Vizepräsidentin der vfdb. „Was aber muss erst geschehen, damit die Bestimmungen angepasst werden?“, fragt sie und mahnt.

Nach einem Busbrand auf der A 24 am Montagabend fordern vfdb und DFV Änderungen bei den Vorschriften für Businnenraum-Materialien. Foto: Timo Jann

Positionspapier von DFV, vfdb und AGBF – Brandschutz-Vorbild Bahn?

In einem Positionspapier fordern der Deutsche Feuerwehrverband (DFV), die vfdb und die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) schon seit längerem ein Gesamtkonzept für die Ausstattung der Fahrzeuge. Ähnlich wie es im Bahnverkehr, bei Schiffen und Flugzeugen bereits vorhanden ist. In dem Papier empfehlen die Feuerwehrverbände, die Brandvorschriften, die noch auf die 1960er Jahre zurückgehen, der technischen Entwicklung anzupassen. Die Bahn könnte in Sachen Brandschutz ein Vorbild auch für Busse sein: „Ein Fortschritt wäre es auf jeden Fall, wenn die Vorschriften für das Material in den Innenräumen von Bussen zumindest denen für Bahnmaterialien angepasst würden“, fordert Hofmann-Böllinghaus. Damit wäre die Gefahr einer schnellen Brandausbreitung reduziert.

Nach einer Untersuchung entstehen etwa 80 Prozent aller Bus-Brände im Motorraum des Fahrzeugs. So war es auch am Montag auf der A 24. Die Polizei geht von einem technischen Defekt aus. Seit 2016 sind Motorlöschanlagen in den europäischen Regularien verankert, nach einer Übergangsfrist sollen diese in den kommenden Jahren verbindlich eingeführt werden. Der DFV wertet das als „großen Fortschritt für die Brandsicherheit von Bussen“. Doch das reiche nicht aus. Ursächlich für die schnelle Brand- und Rauchausbreitung im Innenraum von Bussen sind die dort verbauten Materialien. In den vergangenen Jahrzehnten hätten sich die in Bussen verwendeten hinsichtlich ihres Kunststoffanteiles stark verändert. In einem modernen Reisebus sei die größte Brandlast nicht mehr der mitgeführte Treibstoff, sondern die verwendeten Innenraummaterialien.

Würde man einen Linienbus mit einer Straßenbahn und einen Reisebus mit einem Fernzug vergleichen, wären die Risiken vergleichbar, so die vfdb. Die Vorschriften hinsichtlich des Brandschutzes würden sich jedoch sehr stark unterscheiden. An Materialien für Schienen- und Luftfahrzeuge werden sowohl an die Entflammbarkeit als auch an die Wärme- und Rauchfreisetzung weit höhere Ansprüche gestellt. Neben der entstehenden Wärme ist die Rauchfreisetzung im Brandfall entscheidend. Brandrauch behindert die Sicht, ist toxisch und kann daher die Fluchtmöglichkeiten von Passagieren stark einschränken.

„Bei verschiedenen Brandereignissen mit Bussen wurde über deutlich weniger als 5 Minuten von der Brandentstehungsphase bis zum Vollbrand berichtet“, so Duveneck. Besonders für mobilitätseingeschränkte Personen oder bei Bränden nach einem Unfall sind die Zeiten, die den Passagieren für die Selbstrettung zur Verfügung stehen, deutlich zu kurz. Ist es in dieser kurzen Zeit nicht allen Passagieren gelungen, selbst das Fahrzeug zu verlassen, kann auch die Feuerwehr nicht mehr helfen, warnt er.

Die Vorschriften für Businnenraum-Materialien müssen daher angepasst werden, fordern DFV und vfdb. Es sollte schon jetzt möglich sein, Innenraummaterialien, die nach DIN EN 45545-2 „Bahnanwendung – Brandschutz in Schienenfahrzeugen“ geprüft und für den Schienenverkehr zugelassen sind, ohne weitere Prüfung für die entsprechende Anwendung in Bussen einzuführen.

Passagiere auf Rückreise der Kreuzfahrt

Brennt Reisebus auf Autobahn-Rastplatz

Roseburg (SH) – Auf dem Rastplatz Roseburg an der Autobahn 24 (Kreis Herzogtum Lauenburg) stand am Montag ein Reisebus in Flammen. Die Fahrgäste waren auf der Rückreise von einer Kreuzfahrt, die in Bremerhaven geendet war.

Auf einem Rastplatz an der A 24 bei Roseburg (SH, Kreis Herzogtum Lauenburg) muss die Feuerwehr einen brennenden Reisebus löschen.

Nach Angaben der Polizei war der Busfahrer Richtung Berlin unterwegs, als er einen Knall wahrnahm. Er stoppte sein Fahrzeug auf dem Rastplatz zwischen den Anschlussstellen Talkau und Hornbek.

Alle 30 Fahrgäste konnten unverletzt das Fahrzeug verlassen. Wenig später loderten meterhohe Flammen auf.

„Bei unserem Eintreffen brannte der Bus bereits in voller Ausdehnung“, sagt Einsatzleiter Markus Windel von der Freiwilligen Feuerwehr Talkau. Unterstützung bei den Löscharbeiten kam aus Elmenhorst, Schretstaken und Schwarzenbek. Eine kilometerweise zu sehende Rauchwolke stieg über der Einsatzstelle auf.

Um den Brand bekämpfen zu können, setzten die Einsatzkräfte mehrere Strahlrohre ein. Zunächst mit Wasser, dann mit dem Zusatz von Schaummittel.

Vorteil für die Feuerwehr: Auf dem Rastplatz gibt es einen Hydranten, sodass die Versorgung mit Löschwasser problemlos sichergestellt werden konnte. „Das ist gerade auf der Autobahn sonst oft ein Problem“, berichtet Gordon Dieckow, Gruppenführer der Talkauer Wehr.

Auf einer Wiese abseits der Einsatzstelle betreute der Rettungsdienst die Reisenden. Laut Polizei hatte der Bus einen Wert von rund 150.000 Euro und ist nun ein Totalschaden. Auch das Gepäck der Kreuzfahrt-Passagiere verbrannte.

Durch die extreme Hitze wurde auch ein – schon längere Zeit auf dem Rastplatz abgestellter – Opel Vectra in Mitleidenschaft gezogen. Trucker konnten ihre Fahrzeuge noch rechtzeitig in Sicherheit bringen.

Es dauerte mehrere Stunden, bis die Passagiere ihre Fahrt in einem Ersatzbus fortsetzen konnten. Zwischenzeitlich sorgten Helfer des DRK Schwarzenbek für kühle Getränke.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert