Tunnel-Retter mit E-Motor

Giengen (BW)/Rijeka (Kroatien) – Der Feuerwehrfahrzeug-Hersteller Ziegler aus Giengen präsentiert eine Weltneuheit: “Merkur” heißt das neue Tunnel-Rettungsfahrzeug mit zwei Fahrerhäusern und Elektroantrieb. Erster Kunde für das Rettungsfahrzeug, mit dem es möglich ist, bis zu zwölf Personen bei akuter Gefahr aus einem Tunnel zu retten, ist die private Betreibergesellschaft Bina-Istra. Sie wird den “Merkur” im Ucka-Autotunnel zwischen Rijeka und Istrien einsetzen.

Das Tunnelrettungsfahrzeug “Merkur” ist eine Neuentwicklung von Ziegler. Das Fahrzeug dient ausschließlich zur Rettung von Personen aus einem Tunnel und bietet Platz für zwölf Gerettete. Foto: Ziegler

Anders als die bereits bekannten Feuerwehrfahrzeuge mit doppeltem Fahrerhaus von Empl oder BAI wird der “Merkur” von zwei 95 kW starken Elektromotoren angetrieben. Diese ermöglichen dem Fahrzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h (elektronisch abgeriegelt). Die Stromversorgung erfolgt über zwei Batteriepacks mit einer Nennspannung von 300 Volt sowie einer Kapazität von 180 Ah. Zwei Ladegeräte für die beiden Batterien sind im Fahrzeug integriert, sodass es zum Aufladen an jeder 3-Phasen-Steckdose angeschlossen werden kann. Durch seinen Elektroantrieb benötigt das Fahrzeug keinen Sauerstoff und kann selbst in einem völlig verqualmten Tunnel agieren.

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Gefahren wird von einem der beiden gleich ausgestatteten Fahrerplätze. Die Bedienung des Fahrzeugs ist dabei extrem einfach: Der Fahrer wählt lediglich mit einem Steuerknüppel zwischen “vorwärts”, “neutral” und “rückwärts” und bedient Gaspedal und Bremse. Die beiden Fahrerkabinen ermöglichen es, das Fahrzeug in beide Richtungen zu fahren, ohne wenden zu müssen. Dabei ist immer nur ein Fahrerhaus aktiv, das andere wird automatisch abgeschaltet. Wechselt der  Fahrer die Kabine durch den in der Mitte angeordeneten Rettungsraum und aktiviert die zweite Kabine, wird per Hydraulik die dann hintere Achse automatisch in Mittelstellung gebracht und verriegelt. Das komplette Fahrzeug ist computergesteuert und mit moderner CAN-Technologie ausgestattet. Alle wichtigen Fahrzeug-Parameter sind dabei über die Steuereinheiten in den Fahrerhäusern abrufbar. Über je eine Wärmebildkamera hat der Fahrer auch bei Nullsicht über einen Monitor noch einen Blick auf die Fahrbahn.

Die Plätze im Rettungsraum teilen sich auf in acht Sitz- sowie vier Stehplätze, alle mit eigener Atemluftversorgung. Ein Überdruck in der Kabine und PVC-Schürzen vor den Zugängen (links im Bild) verhindern den Eintritt von Rauch und Brandgasen. Foto: Ziegler

Im Rettungsraum befinden sich acht Sitz- und vier Stehplätze, so dass pro Fahrt zwölf Personen gleichzeitig evakuiert werden können. Jeder Platz ist mit einer Atemluftmaske ausgestattet. Deren Luftversorgung erfolgt aus 14 Flaschen mit je 50 Liter Druckluft, aus der auch die Kabinenüberdruckversorgung gespeist wird. Insgesamt reicht die Luftmenge für Einsätze von bis zu fünf Stunden. Von außen ist der “Merkur” über die vier Kabinentüren sowie zwei pneumatisch betriebene Bustüren im Rettungsraum zugänglich. Hier ist der Einstieg mit PVC-Vorhängen gesichert, die zusammen mit dem Kabinenüberdruck einen Raucheintritt auch bei geöffneten Türen verhindern sollen. 

Ucka-Tunnel

An der Autobahn A8 Rovinj-Rijeka liegt der mautpflichtige Ucka-Tunnel. Der mautpflichtige Überlandtunnel ist die kürzeste Straßenverbindung zwischen Rijeka und Istrien und wird in der Hauptsaison von bis zu 6.700 Fahrzeugen täglich genutzt. Im ADAC-Straßentunneltest 2004 schnitt er als Schlusslicht in Europa mit “Mangelhaft” ab. Neben dem schlechten Fahrbahnbelag, der ein Jahr darauf erneuert wurde, kritisierten die Tester vor allem die unzureichende Ausstattung mit Rettungswegen in dem 1981 freigegebenen, 5.062 Meter langen Bauwerk.

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