Warnung der Bevölkerung und Alarmierung der Feuerwehren

Ohne Sirenen geht es einfach nicht!

Bremen – Nach Ende des Kalten Krieges galten Sirenen als überflüssig. Die flächendeckende Alarmierung der Bevölkerung erschien nicht mehr nötig. Der Ostblock stellte keine Bedrohung mehr dar. Einige Kommunen übernahmen die Sirene trotzdem vom Bund. Etwa die Hälfte wurde demontiert. Doch inzwischen hat ein Umdenkungsprozess stattgefunden. Die Sirenen erleben ein regelrechtes Comeback.

Zwickau verfügt derzeit über 37 Sirenenanlagen zur Warnung der Bevölkerung. Ein Teil der Anlagen wird auch noch zur Feuerwehralarmierung eingesetzt. Das Bild zeigt die ECN 1200 von Hörmann auf dem Feuerwehrhaus in Crossen (Stadtteil von Zwickau). Die „Zwickauer elektronischen Sirenen“ ermöglichen auch das Senden vorgefertigter Meldungen, von individuellen Durchsagen oder die Übertragung von Radiosignalen. Der Freistaat Sachsen fördert die Errichtung von Sirenenanlagen bereits seit einigen Jahren. Foto: Sirenenfreunde

Aber warum erlebt diese „veraltete“ Warntechnik eine Renaissance? Die Antwort ist ganz einfach: Mit keinem anderen System lässt sich die Bevölkerung so schnell, umfassend und flächendeckend waren wie mit Sirenen. “Die vom Bund und den Ländern alternativ ausprobierten Warn-Apps sind kein adäquater Ersatz”, sagt Florian Mikschy, Mitglied der Interessengemeinschaft Sirenfreunde. 

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Warn-Apps 5 Millionen Mal geladen 

Ein Blick in die Statistik zeigt, dass die Warn-Apps jeweils zwischen ein und fünf Millionen Mal heruntergeladen wurden. Ohne Frage sind das beeindruckende Zahlen. Bei einer Bevölkerung von über 80 Millionen Menschen in Deutschland kann aber von einer flächendeckenden Verbreitung keine Rede sein. Gerade die älteren Mitbürger lassen sich auf diesem Weg vermutlich nicht erreichen. Viele besitzen schlichtweg kein Smartphone.

Der Klassiker schlechthin: die Einheitssirene E57. Foto: Sirenenfreunde

Und zwei weitere Probleme müssen bedacht werden: Die Smartphones sind nicht rund um die Uhr am „Mann“. Manche Leute schalten die Geräte nachts beispielsweise komplett oder der Akku ist leer. Außerdem gibt es immer noch Bereiche in Deutschland, in denen die Mobilfunksignale gar nicht oder nur schlecht empfangen werden können.

Die Alternativen:

Als alleiniges Warnmittel der Bevölkerung scheinen die Apps daher ungeeignet, als Instrument für Zusatzinformationen machen sie aber durchaus Sinn. Dies ist auch eine der Kernaussagen der Facebook-Gruppe Sirenenfreunde Südwestpfalz, die sich schon seit Jahren für den Erhalt der Sirenen engagiert.

Sirenen sind als Warnmittel unerreicht

Angesichts der seit September 2001 herrschenden abstrakten Bedrohungslage, aber auch aufgrund vermehrt auftretender Naturkatastrophen oder großen Schadens­ereignissen hat ein Umdenkprozess bei den Verantwortlichen in Bund und Ländern eingesetzt. Vielerorts wurde erkannt, dass es kein Warnmittel mehr gibt, dass auch nur annähernd die Wirkung und den Weckeffekt der klassischen Sirene erreicht.

Mitte Mai fragten wir auf www.feuerwehrmagazin.de „Wie werdet Ihr zu Einsätzen alarmiert?“. 4.114 User beteiligten sich an der Umfrage. Bis zu drei Alarmierungsarten durften angeklickt werden. 2.655 Stimmen erhielt der Digitale Funkmeldeempfänger. Es folgten die Sirene mit 2.158 Stimmen und der Analoge Funkmeldeempfänger mit 1.292 Stimmen. Auf den Plätzen dahinter: SMS (1.085), Alarmierungs-App (1.019), Alarm-Gong (300), Telefon (204) und eMail (50). Grafik: Feuerwehr-Magazin/Zöller

Immer mehr Landkreise und Verbandsgemeinden setzen wieder verstärkt auf die Sirene als Warninstrument für Bürger oder als Alarmierungsmittel für Feuerwehrkräfte. „Gerade in ländlichen Gebieten sind die Sirenen zur Alarmierung der Aktiven eigentlich unverzichtbar“, sagt Stefan Zwick, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Maßweiler. „Bei uns ist die Funkausleuchtung nicht überall gegeben. Gerade in manchen Tälern oder an steilen Hängen lösen die Meldeempfänger nicht zuverlässig aus.“

Ein weiterer Gesichtspunkt ist die akustische Wahrnehmbarkeit der Funkmeldeempfänger. „Sobald Rasenmäher, Heckenschere, Laubbläser, Hochdruckreiniger oder sonstige laute Maschinen oder Geräte benutzt werden, fällt der Alarm des Funkmeldeempfängers dem Gehörschutz oder dem Umgebungslärm zum Opfer“, so Zwick. Auch sei der Vibrationsalarm in der Arbeitskleidung oft nicht spürbar.

Alarmierungen fördern das Ansehen der Feuerwehr

„Unsere Erfahrung zeigt, dass, wenn die Sirene zum Einsatz ruft, der eine oder andere zum Einsatz erscheint, der bei einem stillen Alarm vielleicht nicht gekommen wäre“, berichtet Zwick. Die laute Alarmierung der Feuerwehrangehörigen im ländlichen Raum werde auch in der Bevölkerung überwiegend positiv wahrgenommen und fördere somit das Ansehen der Institution. „Die Bevölkerung darf ruhig mitbekommen, dass wir regelmäßig Einsätze haben“; so Zwick weiter.

Mitte Mai fragten wir auf www.feuerwehrmagazin.de „Wie werdet Ihr zu Einsätzen alarmiert?“. 4.114 User beteiligten sich an der Umfrage. Bis zu drei Alarmierungsarten durften angeklickt werden. Das Ergebnis überrascht: 2.655 Stimmen erhielt der Digitale Funkmeldeempfänger. Es folgten die Sirene mit 2.158 Stimmen und der Analoge Funkmeldeempfänger mit 1.292 Stimmen. Auf den Plätzen dahinter: SMS (1.085), Alarmierungs-App (1.019), Alarm-Gong (300), Telefon (204) und eMail (50).

Weitere Informationen und viele technische Details zum Comeback der Sirene stehen es in der August-Ausgabe 2018 des Feuerwehr-Magazins. 

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