Linz (Österreich) – Vollsortimenter Rosenbauer hat bei seinen Rollwagen alles neu gemacht: den Namen, das Design, die Materialien, die Verbindungstechnik, die Tragkraft, das Bedienkonzept, Rollen und Bremssystem und die Variationsmöglichkeiten. Ein stabiles Design soll Lasten bis 700 Kilogramm aufnehmen, Einstangenbedienung mit Totmannbremse für mehr Sicherheit sorgen und eine individuelle Gestaltung allen Logistikaufgaben der Feuerwehr gerecht werden.
RTE RC Profile nennt Rosenbauer seine neuen Rollwagen für die Feuerwehr. Sie sollen Lasten bis 700 Kilogramm aufnehmen und durch neue Rollen und ein neues Bremssystem leicht zu bedienen sein. Foto: Rosenbauer
Die Container mit der Bezeichnung RTE RC Profile (Rosenbauer Technical Equipment RollContainer Profile) bestehen aus eloxierten Aluminium-Strangpressprofilen, die durch spezielle Eckverbindungen formschlüssig zusammengefügt und verschraubt sind. Das sorgt für eine außergewöhnliche Stabilität und Haltbarkeit und erlaubt, die Container bis zu einem Gesamtgewicht von 700 Kilogramm (Eigengewicht: rund 50 Kilogramm) zu beladen. Die Profile sind zudem an den Seiten abgefast, wodurch sie unter beengten Platzverhältnissen leichter rangiert werden können und die Verletzungsgefahr (keine störenden Außenkanten) reduziert wird.
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Die Rollwagen haben ein Eigengewicht von 50 Kilogramm. Es gibt sie je nach Transportzweck in Plateau- und Rahmenbauweise, mit Deckelblech, Fachböden, Gitterwänden und zahlreichen weiteren Zubehörteilen wie Staplerkufen, Kranösen oder einer Zugöse für die Verladung mit Seilwinde. Foto: Rosenbauer
Auch mit mehreren hundert Kilogramm Beladung soll ein RTE RC Profile von einer Person mühelos und sicher zu bewegen sein. Das hat zum einem mit den neuen lauffreudigen und besonders widerstandsfähigen Rollen (Durchmesser 200 Millimeter, Laufbelag aus Polyurethan), andererseits mit der ergonomischen, ebenfalls neu entwickelten Einstangenbedienung zu tun. Die orange Griffstange muss nur mit minimaler Kraft und ohne gespreizte Finger leicht nach unten gedrückt werden, um einen Container in Bewegung zu setzen. Wird sie losgelassen, klappt sie automatisch nach oben, verschwindet im Korpus und der RTE RC Profile kommt schnell und von alleine zum Stehen (Totmannbremse).
Die Sicherung der Container im Fahrzeug erfolgt über ein Schienensystem mit einfacher und zuverlässiger Arretierung (Klemmhebel, passend für Airline-Schienen), die nicht nur in Fahrzeuge der Feuerwehren sondern in jedes Logistikfahrzeug mit Ladefläche verbaut werden kann. Foto: Rosenbauer
Je nach Ladegewicht können die neuen Rosenbauer Rollcontainer mit zwei (bis 450 Kilogramm) oder vier (bis 700 Kilogramm) gebremsten Lenkrollen ausgestattet werden. Das Bremssystem (Kegel- oder Trommelbremsen) ist geschützt in die Bodenplatte integriert, Rollen und Bremsen sind so angebracht, dass sie nicht über die Bodenplatte hinausragen und beim Rangieren stören. Über die Griffstangenseite lassen sich optional die Rollen vorne und hinten gerade richten (Geradeauslaufsteller).
Individuelle Konfiguration
Die neuen Rosenbauer Rollcontainer können in verschiedenen Größen- und Gewichtsklassen und unterschiedlichen Aufbauausführungen realisiert werden. Es gibt sie je nach Transportzweck in Plateau- und Rahmenbauweise, mit Deckelblech, Fachböden, Gitterwänden und zahlreichen weiteren Zubehörteilen wie Staplerkufen, Kranösen oder einer Zugöse für die Verladung mit Seilwinde. Auf Wunsch können sie auch mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet werden, die zum einen aus Bodenflutern, zum anderen aus LED-Bändern, die in die Profile integriert sind, besteht.
Neben komplett maßgefertigten Containern und frei wählbaren Ausstattungsvarianten für Standardmodelle bietet Rosenbauer für bestimmte Einsatzzwecke auch fertige Gesamtlösungen an: zum Beispiel den RTE RC Profile „Saugstelle“ mit Tragkraftspritze, Saugschläuchen und Zubehör, den RTE „Gitterbox“, den RTE „Schlauch“, den RTE „Atemluftflaschen“ für bis zu 24 Pressluftflaschen oder den RTE „Wasserschaden“ mit Tauchpumpen und zugehörigem Equipment.
Mobil und flexibel im Einsatz:
Rollcontainer bei der Feuerwehr
Vor allem die Einführung der Gerätewagen-Logistik hat einen regelrechten Nachfrageboom nach Rollwagen beziehungsweise Rollcontainern geschaffen. Der Grund: Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der mobilen Gerätekisten. Doch neben den GW-L gibt es auch immer mehr andere Fahrzeuge, auf denen sich Rollcontainer finden. Die Palette reicht von Mannschaftstransportfahrzeugen über Löschgruppen- und Tanklöschfahrzeuge bis zu Rüstwagen und Abrollbehältern.
Die Freiwillige Feuerwehr Vechta führt auf ihrem Rüstwagen Logistik Rollwagen mit, die über die heckseitige Ladebordwand entnommen werden können. Der Zugang zur darauf untergebrachten Beladung ist aber auch über die seitlichen Rolladen möglich. Foto: Rüffer (Bild: Michael Rueffer)
Für viele Feuerwehren scheint der Rollwagen oder auch Rollcontainer die ultimative Lösung zu sein. Während die Ersatz-Atemschutzgeräte, Reserve-Tragkraftspritze und zusätzliches Rüstholz noch vor einigen Jahren in Regalen und Abstellkammern lagerten und im Einsatzfall erst – teils (zeit)aufwändig – verlastet werden mussten, genügen heute ein bis zwei Kameraden, die mal eben anpacken und einen Wagen schieben. Innerhalb weniger Minuten ist das passende Gerät bedarfsgerecht auf dem Fahrzeug verladen, eine Ladebordwand oder eine Einschubrampe vorausgesetzt. Und: Das Gerät ist entsprechend den gültigen Vorschriften gesichert. Vorbei die Zeit, in denen Atemluftflaschen lose durch den Mannschaftsraum kullerten – zum Glück.
In den meisten Fällen geht es um Nachschubmaterial, das mit Logistik- und Nachschubfahrzeugen zur Einsatzstelle gebracht wird. Meist Verbrauchsmaterial wie Atemluftflaschen, Ölbindemittel oder Schläuche. Doch längst sind Rollwagen auch auf “Erstangreifern” zu finden. Die Feuerwehr Dortmund stellte zum Beispiel bereits 2008 ihr Konzept eines Löschfahrzeug- Logistik (LF-L) vor, das – je nach Aufgabe – verschiedene Rollwagen an Bord nehmen kann (siehe Feuerwehr- Magazin 1/2008). Auch die WF Bayer in Berlin bestellte jüngst zwei HTLF 40/20-5 von Empl mit heckseitigem Laderaum. Und Rüstwagen (RW), Vorausrüstwagen oder auch das Tragkraftspritzenfahrzeug-Logistik in Bayern bieten Rollwagen ihren Platz. So zum Beispiel der Vorausrüstwagen der FF Baiersdorf (BY), das Tragkraftspritzenfahrzeug Logistik der FF Retzelfermbach (BY) oder der Rüstwagen Logistik der FF Vechta (NI).
Die Palette der ausgelieferten Rollwagen ist entsprechend breit. Besonders häufig werden Rollwagen für Schläuche, Atemschutz (Flaschen, Masken und Filter) sowie für Tragkraftspritzen und Beleuchtungssätze nachgefragt. Die meisten Hersteller bieten inzwischen ein Standard-Portfolio an, können aber auch Sonderwünsche berücksichtigen und Spezialanfertigungen anbieten. “Am exotischsten war bei uns bislang der Auftrag für einen Rollwagen für Tierfanggeräte”, berichtet Ulrich Persuhn von der Firma P-Tec (Logiroll). Auch Rollwagen für den Unwettereinsatz, dank derer mit einem Fahrzeug gleich mehrere Einsatzstellen in der Nachbarschaft gleichzeitig abgearbeitet werden können, finden Verwendung.
Vieles ist möglich, doch alles hat Grenzen
Die Grenzen der Möglichkeiten sind dabei nur theoretisch – doch Vernunft und Praxis-Erfahrungen reglementieren die Ideen am Ende doch. Bereits 2005 hat zudem der Fachausschuss Technik der deutschen Feuerwehren (AGBF/DFV) eine “Richtlinie für die Konstruktion und Verwendung von nicht kraftbetriebenen Rollcontainern im Feuerwehrbereich” herausgegeben. Dabei handelt es sich nicht um eine Norm, sondern um eine Orientierungshilfe, die nicht zwingend berücksichtigt werden muss. Die Empfehlung weist unter anderem auf die Standsicherheit (statischer Kippwinkel von 20 Grad muss erreicht werden können), die zu verwendenden Räder und Bremsen sowie die Transportsicherung und maximale Zuladung hin.
Gerade das Gewicht ist es, das oftmals die Grenzen aufzeigt. Zwar halten Rahmen und Räder einer hohen Belastung stand. Allerdings stellt sich dann die Frage, ob ein besonders schwererer Rollcontainer an einer Ladebordwand oder Rampe manövrierfähig bleibt. Selbst kleine Kanten (zum Beispiel an Toren oder Bordsteinen) können plötzlich zu unüberwindbaren Hindernissen werden. Es gibt Firmen, die raten ihren Kunden von einer Zuladung von mehr als einer halben Tonne ab – zumindest für Rollcontainer im Standardeinsatz.
Auf diesem Rollwagen der Firma Hensel sind Stromerzeuger und Komponenten eines Beleuchtungssatzes vereint. Foto: Hensel
Wer sich bewusst für ein “Mehr” entscheidet, sollte eine entsprechende technische Voraussetzung schaffen lassen, damit der Wagen auch auf abschüssigen Straßen (oder etwa Zufahrten zu Tiefgaragen) unter Kontrolle gehalten werden kann. So bietet beispielsweise die Firma Jerg ihre Rollwagen mit einer “Stronghold-Ausführung” an, die über vier gleichzeitig wirkende Trommelbremsen verfügt. “Damit können auch Schwergewichte wie zum Beispiel Löschcontainer bis zu einem Gesamtgewicht von 850 Kilogramm problemlos einbremst werden”, erklärt Geschäftsführer Markus Jerg.
Eine Feststellbremse (Totmannbremse) ist generell bei jedem Rollcontainer erforderlich. Die Fachempfehlung rät dabei: “Die Verzögerung muss entsprechend des vorgesehenen Gesamtgewichtes auf einer Schräge von 7 Grad zu halten, beziehungsweise aus Schrittgeschwindigkeit in der Ebene nach spätestens 0,5 Meter zum Stehen zu bringen sein.”
Rollcontainer sind keine Geländefahrzeuge
Grundsätzlich sollten die Kunden im Vorfeld einer Bestellung die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen mit den Herstellern besprechen und dabei Sinn und Unsinn abwägen. In manchen Fällen macht es beispielsweise Sinn, Rollcontainer mit Hakenösen auszustatten, um einen Kranbetrieb (etwa auf ein Schiff) zu erlauben.
Das gilt im Besonderen auch für die Bereifung der Rollwagen. Der Gedanke liegt nahe, Komponenten für Verkehrsunfälle (Rettungssatz & Co) und für Waldbrände auf “geländefähigen Rollwagen” aufbauen zu lasten. Der Weg durch den matschigen Acker oder das hügelige Waldgebiet wären doch so bequem zu überwinden? Aber dabei muss klar sein, dass die Rollcontainer weder dazu geeignet noch dafür gedacht sind, geländetaugliche Fahrzeuge zu ersetzen und große Strecken zurückzulegen. Sie sind eine Entnahmehilfe und Systemkomponente, kein “Klein-Einsatzfahrzeug”.
Vereinzelt haben schon Feuerwehren größere Luftreifen geordert. Dabei muss aber klar sein: Je größer der Reifen, desto wackeliger wird das Fahrverhalten des Wagens (auch in Abhängigkeit zur Höhe). Für eine Leichtläufigkeit ist stets ein großer Druck auf den Reifen erforderlich, der Lenkradius verändert sich, weil mehr Platz zum Schwenken erforderlich ist. Auch hier gilt: Wer sich bewusst für eine Ausführung jenseits von asphaltierten Straßen entscheidet, sollte sich gezielt beraten lassen. Und: Bei Einsätzen in brand- und explosionsgefährdeten Bereichen sollte auf antistatische Rollen geachtet werden – so die Fachempfehlung.
Weitere Logistik-Fahrzeuge mit Rollcontainer-Lösungen:
Auch Rollcontainer müssen sicher transportiert werden
Neben den Rollwagen selbst ist auch die Ladungssicherung im Fahrzeug ein wichtiges Element. Auch für Nachrüstungen gibt es Systeme, die eine Arretierung von einzelnen Rollwagen und einer ganzen Reihe von Rollwagen ermöglichen. Stellvertretend sei hier das System zur Ladungssicherung der Firma Hensel genannt, das auf einer seitlichen Schiene sowie Einzelhaltern und Haltestangen basiert.
Rollwagen für eine Tragkraftspritze der Günzburger Steigtechnik. Foto: Günzburger Steigtechnik
Übrigens: Wer über die Einführung von Rollwagen in einer Feuerwehr nachdenkt, sollte sich zunächst Gedanken um ein Gesamtsystem machen: Was wird derzeit benötigt, was könnte in Zukunft noch kommen, welche Komponenten werden im Ersteinsatz benötigt, was gilt als Nachschub? Die langfristige Planung die in einem Großauftrag mündet, kann mitunter Geld sparen. Das schafft im Bedarfsplan finanzielle Reserven für andere Ausgaben.