Berufsfeuerwehr findet kein qualifiziertes Personal

Dortmund (NW) – In dieser Woche berichteten die “Ruhr Nachrichten”, dass die Berufsfeuerwehr Dortmund Nachwuchsprobleme plagen. Will denn keiner mehr Feuerwehrmann werden? Daran liegt es nicht. Es mangelt an qualifizierten Bewerbern. Feuerwehrmagazin.de hat mit Dirk Aschenbrenner, Leitender Branddirektor der Feuerwehr Dortmund, gesprochen.

Feuerwehrmagazin.de: Herr Aschenbrenner, wie sieht die Bilanz des aktuellen Einstellungsverfahrens der Berufsfeuerwehr Dortmund für den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst aus?

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Aschenbrenner: Wir hatten etwa 600 Bewerberinnen und Bewerber. Davon haben lediglich 48 Personen den theoretischen Teil des Einstellungsverfahrens bestanden. Wir werden vermutlich nach dem noch ausstehenden Sporttest und dem persönlichen Gespräch nicht alle 24 ausgeschriebenen Stellen besetzen können.

Feuerwehrmagazin.de: Also liegt es zunächst nicht an der Anzahl der Bewerber?

Aschenbrenner: Die Quantität ist zwar offensichtlich nicht der Grund. Aber auch hier sind die Zahlen in den letzten Jahren rückläufig. Das liegt sicherlich auch an den Folgen des demographischen Wandels. Aber weitere Gründe sehe ich auch in der Konkurrenz zur freien Wirtschaft und den Strukturen der Feuerwehrlaufbahn. Wir setzen auf Bewerberinnen und Bewerber, die bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung und etwas Erfahrung mitbringen.

Feuerwehrmagazin.de: Warum ist Ihnen die Berufserfahrung so wichtig?

Aschenbrenner: Es geht hier nicht nur um handwerkliche Fertigkeiten, sondern vielmehr auch um die sozialen Fähigkeiten. Zusammenarbeit und Umgang mit schwierigen Situationen sollen nicht erst bei der Feuerwehr erlernt werden. Hier sehen wir uns aber dem Problem gegenüber, dass zum Beispiel Gesellen im Handwerk für die Ausbildung bei der Feuerwehr noch mal für 18 Monate auf ein deutlich geringes Besoldungsniveau sinken. Da müssen wir mittelfristig Lösungen finden, um die Besoldungsstruktur und Karriereperspektiven der freien Wirtschaft anzupassen.

Feuerwehrmagazin.de: Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Auswahl an geeigneten Bewerbern sicher zu stellen?

Aschenbrenner: Wir möchten die Quantität halten oder sogar wieder erhöhen. Dafür haben wir bereits mit Plakat- und Banneraktionen in den letzten Jahren für den Beruf Feuerwehrfrau/-mann geworben. In Zukunft wollen wir speziell Menschen mit Migrationshintergrund und weiterhin auch Frauen ansprechen, da diese beiden Bevölkerungsgruppen unter unseren Bewerberinnen und Bewerbern unterrepräsentiert sind. Aktionen wie der „Girls Day“ greifen da sehr gut, um Interesse zu wecken. Aber dann gilt es, dieses Interesse nachhaltig bis zum Berufseinstieg zu fördern.

Feuerwehrmagazin.de: Also hoffen Sie, dass eine hohe Anzahl von Bewerbern im Einstellungsverfahren auch eine breitere Auswahl an qualifizierten Bewerbern sicher stellt?

Aschenbrenner: Ja, das ist ein Weg. Das Anforderungsniveau mit Blick auf den schulischen Werdegang ist ja schon nicht besonders hoch. Hier reicht im Prinzip ein Hauptschulabschluss. Ich sehe aber schon die Möglichkeit, das Berufsbild Feuerwehrfrau/-mann noch attraktiver zu skizzieren, um qualifiziertes Personal zu motivieren, für die Feuerwehr quasi eine weitere Ausbildung auf sich zu nehmen. Ich finde einfach, dass am Ende das Gesamtpaket bei der Berufsfeuerwehr stimmt – von der Herausforderung Menschen aus Notsituationen zu helfen bis hin zu vielfältigen Tätigkeiten außerhalb des Einsatzgeschehens. Hier denke ich auch an die körperliche Fitness, die während der Arbeitszeit gefördert wird.

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