Alarmierungspannen werfen Fragen auf

Brunstorf (SH) – Kann der Kreis Stormarn mit seiner auch im Auftrag des Kreises Herzogtum Lauenburg betriebenen Leitstelle noch für die Sicherheit der Menschen im Lauenburgischen garantieren? In letzter Zeit häufen sich böse Pannen bei der Alarmierung von Feuerwehren und Rettungsdienst durch die „Integrierte Regional-Leitstelle Süd“ (IRLS-Süd) in Bad Oldesloe. Jüngstes Beispiel: Beim Brand einer Autowerkstatt in Brunstorf (Kreis Herzogtum Lauenburg) vor einer Woche dauerte es 13 Minuten, ehe eine zur Unterstützung angeforderte Drehleiter auch tatsächlich durch die Mitarbeiter der IRLS-Süd alarmiert wurde. Warum, ist unklar, der Kreis Stormarn sieht bei sich keine Schuld.

“Ich habe dafür keine Erklärung”, berichtet Norbert Brackmann (CDU), der Vorsitzende des Innenausschusses des Kreistags im Herzogtum, der über den Vorfall informiert ist. Er fordert zwingend eine Aufklärung, um einen möglichen Systemfehler auszuschließen.

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Die Panne ist kein Einzelfall: Bei einem Unfall zwischen den Gemeinden Grove und Havekost alarmierte die Leitstelle zwar beide Wehren. Doch der Feuerwehr Elmenhorst, die mit hydraulischem Rettungsgerät helfen sollte, wurde nur ein Fax in die Wache geschickt. Zu einem Feuer im November in der Gemeinde Bäk wurde die Feuerwehr Ratzeburg alarmiert. Weil es in Ratzeburg die Straße Hasselholt mit ähnlichem Namen gibt und der Disponent nicht genau hingehört hatte, als der Anrufer `Am Hasselholt in Bäk bei Ratzeburg´ gesagt hatte. In Geesthacht bekam eine Frau gar keine Hilfe, als sie für ihr krankes Kind um einen Rettungswagen bat, dabei war es ein Notfall. Stattdessen erhielt sie den Tipp, doch selbst ins Krankenhaus zu fahren. Und zu einem Unfall auf der Bundesstraße 5 bei Grünhof wurden die weit entfernten Feuerwehren Gülzow und Schwarzenbek alarmiert.

Angeblich 17 Minuten bis zum Ausrücken gebraucht

Im jüngsten Fall war es so, dass Martin Schröder, der Wehrführer der Schwarzenbeker Feuerwehr, für die Löscharbeiten in Brunstorf um 13.50 Uhr über Funk in der Leitstelle eine zweite Drehleiter zur Unterstützung angefordert hatte. Das bestätigt auch der Kreis Stormarn auf Anfrage. In der Mitteilung von dort heißt es jedoch, dass die Feuerwehr Geesthacht mit dem entsprechenden Gerät um 13.51 Uhr umgehend alarmiert wurde. Ausgerückt wäre die Drehleiter dann um 14.08 Uhr, am Einsatzort waren Geesthachts Retter um 14.17 Uhr. “Nach den mir vorliegenden Unterlagen wurden wir tatsächlich erst um 14.03 Uhr alarmiert. Da passt auch der zeitliche Zusammenhang zum Ausrücken um 14.08 Uhr, das ist stimmig”, erklärt Sven Albrecht, Geesthachts Feuerwehrchef. “Wenn wir vom Alarm bis zum Ausrücken angeblich diese 17 Minuten gebraucht haben sollen, frage ich mich, warum die Leitstelle nicht noch einmal alarmiert hat”, sagt er. Denn einen zweiten Alarm für zusätzliche Atemschutzgeräteträger gab es erst um 14.22 Uhr.

Aufklärung wird gefordert

“In diesem konkreten Fall ging es um die Sicherheit der Kameraden, die hier im Einsatz waren. Da habe ich kein Verständnis, wenn solche Pannen passieren”, sagt Schröder. Er fordert, wie Albecht und Brackmann, Aufklärung. Brackmann mahnt: “Es geht ja im Zweifel auch vor Gericht um Beweisfragen.” Nämlich, wenn durch ein mögliches Versäumnis die Hilfe ausbleibt und dadurch unnötige Schäden eintreten.

Als Geesthachts viel zu spät alarmierte Unterstützung am Einsatzort war, hatte die umgebaute Scheune gerade durchgezündet und stand in Vollbrand. Gerade noch rechtzeitig konnten die bereits eingesetzte Schwarzenbeker Drehleiter und mehrere Feuerwehrleute den Rückzug antreten. Das ehemalige landwirtschaftliche Gebäude an der Bundesstraße brannte völlig aus. 

Die Disponenten in der Integrierten Regional-Leitstelle Süd in Bad Oldesloe nehmen Notrufe entgegen und bearbeiten Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst. Bisher in den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Stormarn, bald auch in Ostholstein. Foto: Timo Jann
Die Disponenten in der Integrierten Regional-Leitstelle Süd in Bad Oldesloe nehmen Notrufe entgegen und bearbeiten Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst. Bisher in den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Stormarn, bald auch in Ostholstein. Foto: Timo Jann

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