Helfen statt Gaffen

Coole Aktionen gegen Gaffer, die jeder Feuerwehrmann gesehen haben sollte

Hier sind einige coole Aktionen, die sich Feuerwehrleute, Polizeibeamte und andere Akteure ausgedacht haben.

Inhaltsverzeichnis
Mit speziellen Sichtschutzwänden gegen Gaffer
Wie reagieren Gaffer, wenn man sie ertappt? #HelfiestattSelfie
Anti-Gaffer-Plane: “Nicht gaffen, Mitglied werden
Aufklärungsvideos und Kampagnen gegen Gaffer
Gaffer mit den eigenen Waffen schlagen
Facebook-Appelle der Polizei
Polizeihund vertreibt Gaffer

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Mit speziellen Sichtschutzwänden gegen Gaffer

Die Kameraden der FF Kelheim (BY) gehen mit Sichtschutzwänden gegen Gaffer vor. Sie versperrt Schaulustigen während eines Einsatzes die Sicht und bietet den Unfallopfern und Einsatzkräften gleichzeitig Schutz. Die Freiwillige Feuerwehr aus dem niederbayerischen Kelheim hat sich als eine der ersten zwei solcher Wände beschafft. Der aufblasbare Sichtschutz soll innerhalb von 2 Minuten stehen.

In knapp 2 Minuten steht der aufblasbare Sichtschutz und ist fast ebenso schnell auch wieder abgebaut. Foto: FF Kelheim

In unserer Dezember-Ausgabe (12/2019) ist ein Test-Bericht über Gafferwände erschienen. Chefredakteur Jan-Erik Hegemann hat insgesamt acht Sichtschutzwände unterschiedlicher Hersteller von aktiven Feuerwehrleuten testen lassen.

Beim Test mit dabei war unter anderem die Firma Trotec. Deren Vario-Screen-Sichtschutzwand aus PVC-Plane mit Fiberglasgestänge beispielsweise lässt sich von nur einer Person in unter einer Minute aufstellen. Mit Reißverschluss-Anschlüssen lässt sich der 1,80 Meter hohe Sichtschutz von 7 Meter auf eine beliebige Länge erweitern. Mithilfe von Metall-Standfüßen steht die Wand von alleine und kann bei Wind mit Gurten gesichert werden. 

Wie reagieren Gaffer, wenn man sie ertappt? #HelfiestattSelfie

Die Redakteure von “funk” haben sich eine besondere Aktion gegen Gaffer ausgedacht. Im Video halten sie fest, wie Passanten nach einem vermeintlichen Unfall reagieren. Die Akteure verteilen am Ende des Videos Popcorn an die Schaulustigen, um ihnen ihr absurdes Verhalten vor Augen zu führen.

Gafferwand
Gafferwände beim Feuerwehr-Magazin-Test. Foto: Jan-Erik Hegemann

Anti-Gaffer-Plane: “Nicht gaffen, Mitglied werden”

Die Feuerwehren der Stadt Wunstorf (NI) haben den genialen Einfall gehabt: eine Plane mit dem Slogan “Nicht gaffen, Mitglied werden”. Damit begegnen sie dem Thema mit einem Augenzwinkern – ohne die notwendige Ernsthaftigkeit zu verlieren. Für die Kameraden steht mit der Plane nicht nur die offensive und durchaus auch provokative Mitgliederwerbung für die Feuerwehren der Stadt Wunstorf im Vordergrund, sondern auch ein informatives Wachrütteln der Bevölkerung.

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Durchaus provokant: Die Anti-Gaffer-Plane der Feuerwehr Wunstorf. Foto: Feuerwehr Wunstorf.

Die Idee ist auf so viel Begeisterung gestoßen, dass andere Wehren – wie die Feuerwehr Bad Hersfeld (HE) – die Plane kopierten.

Aufklärungsvideos und Kampagnen gegen Gaffer

Die Feuerwehr Echte (NI) setzt auf Aufklärungsvideos gegen Gaffer. “Wenn die Sirene geht oder mehrere Einsatzfahrzeuge mit Martinhorn durch die Straßen fahren, dann erregt das Aufmerksamkeit und gleichzeitig ein erhöhtes Informationsinteresse”, sagte Konstantin Mennecke von der Feuerwehr Echte.

Bei der Verkehrssicherheitskampagne “Helfen statt Gaffen” kooperiert das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, der Landesverkehrswacht Niedersachsen, dem ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, der Johanniter Unfall-Hilfe, dem Landesfeuerwehrverband sowie der Polizei Niedersachsen.

Gaffer mit den eigenen Waffen schlagen

Im Kampf gegen Gaffer drehte die Polizei Dortmund den Spieß um: Die Beamten machten ebenfalls Bilder von Unfall-Voyeuren. Auf der A 44 erwischten sie 25 Gaffer, die zum Teil bei laufender Fahrt Fotos von der Unfallstelle knipsten. Die Polizei hatte zuvor schon Gaffer auf der A 60 gefilmt – das Netz feierte sie dafür.

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Facebook-Appelle der Polizei

Auch die Polizei macht ihren Unmut über das dreiste Verhalten der Gaffer Luft. Jüngstes Beispiel: Die Polizei Ulm forderte Schaulustige über Facebook auf, Erste Hilfe-Kurse zu belegen. Der Anlass hierfür ist ein trauriger. Ein Radfahrer hatte einen tödlich verunglückten Motorradfahrer gefilmt – statt zu helfen.

Ein weiteres Beispiel: In einem Post der Polizei Aalen (BW) heißt es: “Schämt ihr Euch nicht?”, nachdem zahlreiche Schaulustige es nicht lassen konnten, zwei Unfallopfer zu fotografieren.

Für Aufsehen sorgte auch der Post “Musste das sein, Ihr Gaffer?” von der Polizei Rheinland-Pfalz. Nach einem Verkehrsunfall, bei dem ein Radfahrer zu Tode kam, heißt es in dem Polizei-Post Medium unter anderem: “Er verstarb, während Ihr weiter mit Euren Geräten draufgehalten habt!” Der emotionale Beitrag wurde über 9.000 Mal geteilt.

Polizeihund vertreibt Gaffer

Als sich in Hagen (NW) bei einem schweren Unfall ein Pkw überschlug und der Fahrer schwer verletzt aus dem Fahrzeug befreit werden musste, ließen es sich rund 150 Gaffer nicht nehmen, bei den Rettungsarbeiten im Weg zu stehen. Auf die Platzverweise der Polizei reagierten sie nicht. Ein angeforderter Polizeihund schaffte es schließlich, dass die Gaffer zumindest einige Meter zurücktraten. Leider keine Ausnahme: Auch in Duisburg behinderten 300 Gaffer die Einsatzkräfte nach einem Unfall. Nur mit Hilfe eines Polizeihundes konnte die Menge zurückgedrängt werden.

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Ein Polizeihund schaffte es, die Gaffer zurückschrecken. Symbolfoto: Polizei Soest

Gafferbox soll Schaulustige sensibilisieren

Mainz – Eine weitere spannende Möglichkeit, die Bevölkerung für das “Gaffer-Problem” zu sensibilisieren, präsentierte die Feuerwehr Mainz bei einem Tag der offenen Tür. Durch die so genannte Gafferbox konnten sich Interessierte in die Rolle von “Tätern” und Opfern versetzen. Die Box ist rund 3 mal 3 Meter groß. Innen ist die Box mit lebensgroßen Bildern von Schaulustigen versehen. Wer also hineingeht, wird selbst begafft oder gafft mit.

Darüber hinaus war im Inneren eine Säule mit Schock-Fotos von Unfallopfern angebracht. Um diese zu betrachten, musste allerdings eine Abdeckung angehoben werden. Einige der “Schaulustigen” taten dies, wenn auch nur kurz. Insgesamt fällten die Verantwortlichen ein positives Fazit. Viele Besucher hätten ihnen mitgeteilt, dass ihnen die Box eine andere Sicht auf das Gaffer-Problem eröffnet habe.

Dreiste Gaffer klauen Feuerwehr die Brötchen

Timmendorfer Strand (SH) – Während Feuerwehrleute damit beschäftigt waren, einen Brand im “Nautic Club” in Timmendorfer Strand (Kreis Ostholstein) zu löschen, bedienten sich Gaffer an ihren Brötchen. Immer wieder behindern Schaulustige Einsatzkräfte bei ihrer Arbeit. Das Verhalten der dreisten “Zuschauer” in Timmendorfer Strand zeigt jedoch, dass der Grad der Rücksichtslosigkeit weiter steigt. “So etwas habe ich noch nie erlebt”, sagte Stephan Muuss von der Feuerwehr gegenüber dem NDR. Wie der Norddeutsche Rundfunk berichtet, hatte eine Bäckerei belegte Brötchen und Kaffee für die Kameraden bereitgestellt.

Doch bevor sich die Einsatzkräfte überhaupt stärken konnten, hatten sich Gaffer schon eifrig am Proviant bedient. Mit einem ironisch angehauchten Facebook-Post machte Feuerwehrmann Jan Rühmling seinem Ärger Luft. In diesem heißt es unter anderem: “Ach ja, an die beiden Spinner, einer in blauer Camp David Jacke, der andere in der braunen Bugatti, entschuldigt bitte, dass ich Euch leider vom Essen meiner Kameraden verscheuchen musste und wir leider keinen Tee hatten, aber ich hatte einfach Angst, dass die Brötchen eventuell etwas zu trocken sind und sich einer noch daran verschluckt. Ich werde natürlich gern dafür sorgen, dass das Catering das nächste Mal besser ausfällt.” Mit seinen deutlichen Worten hat er ins Schwarze getroffen.

 

Gaffer und fehlende Rettungsgasse: Feuerwehr bei Einsatz nach Lkw-Unfall massiv behindert

Nürnberg (BY) – Auf der A 6 südlich von Nürnberg kam es zu einem schweren Lkw-Unfall. In der Folge krachten weitere Fahrzeuge zusammen. Eine Person wurde leicht, eine schwer verletzt. Der Feuerwehreinsatz wurde erheblich behindert: Zunächst kamen die Kräfte nicht schnell genug durch, weil die Rettungsgasse nicht durchgängig gebildet war. An der Unfallstelle irritierten immer wieder Gaffer die Feuerwehrleute.

Der erste Unfall ereignete sich auf der A 6 zwischen dem Kreuz Nürnberg-Süd und der Ausfahrt Roth. Ein Lkw fuhr auf einen anderen Sattelzug auf. Und im nächsten Augenblick krachte ein weiterer Lkw in die Unfallstelle. Auch ein Kleinbus war an dieser Karambolage beteiligt.

“Der Unfall passierte zirka 200 Meter vor mir”, beschreibt Udo Fertig von der Freiwilligen Feuerwehr Nürnberg, in einem Facebook-Posting. “Erste Lageerkundung und -meldung an die nachrückenden Kräfte, drei Verletzte betreut, beziehungsweise aus dem zerstörten Fahrerhaus ohne technische Hilfsmittel befreit. Aufgrund der Lagemeldung konnte ein Teil der anrückenden Kräfte zurückgehalten werden. Eine Schicksalsfügung, wie sich herausstellte. Im Stau hinter diesem Unfall ereignete sich ein weiterer schwerer Unfall, bei dem eine Person schwer eingeklemmt wurde. Die noch zur Verfügung stehenden Einheiten standen damit dort zur Verfügung.”

Fertig schreibt weiter: “Dank der nicht vorhandenen Rettungsgasse konnte ich zwar die anrückenden Einheiten hören, bis die sich aber durchgekämpft hatten, war ich Einzelkämpfer.” Als die Einsatzkräfte die erste Unfallstelle erreichten, mussten sie eine Person mit leichten Verletzungen versorgen. Dann begannen sie mit den Bergungsmaßnahmen. Denn die Ladung eines Lkw – Getränkeflaschen und -dosen hatte sich auf die Fahrbahn verteilt. Anstrengende Arbeit, aber leider Routine.

Doch die eigentliche Herausforderung für die Feuerwehr werden die Gaffer am Seitenrand. Zwischenzeitlich stapfen die Schaulustigen auch in der Einsatzstelle herum. Und auf der Gegenfahrbahn filmen und fotografieren Autofahrer die Lage. Dadurch kommt es in dem stockenden Verkehr immer wieder fast zu weiteren Unfällen.

Bei dem zweiten Lkw-Unfall wurde, wie von Stadtbrandinspektor Fertig beschrieben, ein Fahrer in seinem Fahrerhaus eingeklemmt und schwer verletzt. Nach der Rettung durch die Feuerwehr wurde der Mann mit einem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik geflogen.

Text: Ann-Christin Westphal

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