Zugunglück bei Braunschweig im Fernsehen

Braunschweig (NI) – Nach einem Zugunglück mit 49 Verletzten in Braunschweig hat das Amtsgericht Braunschweig am Mittwoch einen 54-jährigen Lastwagenfahrer zu einer Freiheitsstrafe von anderthalb Jahren auf Bewährung verurteilt. Am Sonntag (13.02.2011, 17.00 Uhr) berichtet der Fernsehsender VOX in der Sendung “Auto mobil” über die Details des Bahnunfalls. “Die Unfallakte: Rüningen” klärt auch darüber auf, welches Gefahrenpotential dieser Unfall hatte.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte am 20. Januar 2010 mit seinem Lkw samt Anhänger absichtlich auf das Gleisbett gefahren war, um an einem geschlossenen Tor vorbeizukommen. Dabei kam es zu einem Zusammenstoß mit einem Nahverkehrszug, dessen Triebwagen entgleiste.´

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“Das alles vergleichsweise glimpflich verlaufen ist, ist im Wesentlichen auf das besonnene Verhalten des Zugführers zurückzuführen. Er hat die Leute offensichtlich noch vor dem Zusammenstoß mit dem Lkw warnen können. Sonst hätte es mit Sicherheit viele Schwerstverletzte wenn nicht gar Tote gegeben”, sagt Dr. Hartwig Marung, der als Leitender Notarzt der Feuerwehr Braunschweig an der Unfallstelle war. “Wir hatten alle Angst um unser Leben. Es war Panik im Zug und ich habe mich gefragt, ob ich jemals meine Kinder wiedersehen werde”, beschreibt Augenzeugin Meltem Aykar ihre Gefühle unmittelbar nach dem Zusammenstoß zwischen dem Nahverkehrszug und dem Getreide-Lkw.

Deutliche Reifenspuren im Gleiskörper deuten sofort darauf hin, dass der Zusammenprall nicht am Bahnübergang erfolgt ist. Die Bundespolizei ermittelt, dass der Lkw-Fahrer über 100 Meter im Gleisbett unterwegs gewesen sein muss, bevor er sich dann hoffnungslos festgefahren hat. Seine Bemühungen, noch Hilfe zu holen, enden vergeblich. Jedoch lässt die Ladung des Lkw – 25 Tonnen Weizen – erahnen, weshalb er statt der Straße die Schienen gewählt hat. “Der Lkw-Fahrer wollte seinen Lkw an der nahe gelegenen Mühle entladen. Weil das Tor aber verschlossen war, hat er sich entschieden, über die Gleise auf die parallel laufende Straße zur Mühle zu kommen”, erklärt in dem Filmbericht Guido Mayer von der Bundespolizei in Braunschweig.

Mayer und sein Kollege Heinrich Heintorf wissen, dass es keinen zweiten und damit vergleichbaren Unfall dieser Art im gesamten Bundesgebiet gibt. “Sagen wir es doch mal so: Es gibt auch keinen vollbeladenen Getreide-Lkw, der die Landebahn eines Flughafens befährt. So irrwitzig ist diese Situation, dass ein vollbeladener Getreide-Lkw auf den Gleisen einer Eisenbahnstrecke fährt.” Ganz abgesehen davon, so die beiden ermittelnden Polizeibeamten, muss es der Lkw-Fahrer bemerkt haben, dass er sich nicht auf einem ausgebauten Weg, sondern auf Schienen befindet. Guido Mayer: “Mit jeder Bahnschwelle muss es im Lkw unheimlich gewackelt und geruckelt haben. Dass er dann noch 100 Meter weit gefahren ist, ist einfach nicht nachzuvollziehen.”

Auch die Unfallanalytiker der Dekra in Braunschweig haben sich intensiv mit dem Zugunglück bei Rüningen beschäftigt. Allein der ermittelte Sachschaden am Zug beläuft sich auf rund eine Million Euro. Ferner hat die technische Untersuchung ergeben, dass auch der zweite Waggon des Zuges beinahe aus den Schienen gesprungen wäre. Dazu Dipl.-Ing. Jann Fehlauer bei VOX: “Im Zuge der Untersuchungen haben wir festgestellt, dass im Bereich des hinteren Steuerwagens der Drehschemel am Träger stark deformiert war. Das spricht dafür, dass in der Folge des Aufpralls der Steuerwagen hochgesprungen ist, aber zum Glück dann wieder auf den Schienen aufgekommen ist. Wäre hier ein seitliches Versetzen die Folge gewesen, hätte durchaus der gesamte Zug entgleisen können.”

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