Kolumne von Klaus-Peter Grote

Von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung

Beim Übergang von der Jugendfeuerwehr zur Einsatzabteilung gehen den Freiwilligen Feuerwehren viele Mitglieder verloren. Klaus-Peter Grote, Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen und Kreisbrandmeister des Landkreises Schaumburg, erklärt warum und bietet Lösungsvorschläge an.

Von der JF in die Feuerwehr-Einsatzabteilung
Wichtig ist ein gelungener Übergang von der Jugendfeuerwehr zur Einsatzabteilung. Symbolfoto: JF Bremen/Christian Patzelt

“Die Jugendfeuerwehr wird es schon richten.” Diese Aussage ist sehr oft zu hören, wenn es um den Fortbestand von Freiwilligen Feuerwehren geht. Ohne Zweifel stimmt sie grundsätzlich, aber machen wir es uns nicht teilweise zu einfach und ruhen uns zu oft auf den Erfolgen einer guten Jugendarbeit aus?

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Die zielgerichtete Arbeit in den Kinder- und Jugendfeuerwehren ist gerade in der heutigen Zeit unerlässlich. Sowohl die Vermittlung unserer demokratischen Grundwerte als auch von Durchhaltevermögen, Flexibilität und in ganz besonderem Maße von sozialen Kompetenzen sind in den Kinder- und Jugendfeuerwehren von sehr großer Bedeutung. Was mir allerdings sehr oft zu denken gibt, ist der Übergang von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung der Feuerwehr.

Zu viele Kameradinnen und Kameraden gehen uns in dieser Phase verloren. Sicherlich spielen hier die beruflichen Aspekte – wie Ausbildung mit verbundenem Wohnortwechsel und private Gründe – eine entscheidende Rolle, aber eben auch das “nicht Ankommen” in den Einsatzabteilungen.

Hier spiegelt sich teilweise ein Generationsproblem wieder. Unsere Jugendlichen “ticken” ein wenig anders und das ist gut so. “Das haben wir schon immer so gemacht. Das ändern wir auf keinen Fall.” sind durchaus Aussagen, die oft zu hören sind. Führungskräfte, die den Bezug zur Basis – also auch zu den Mitgliedern der Kinder- und Jugendfeuerwehren – verloren haben, sind leider keine Ausnahme. Ansatzpunkte, die Übernahme in die Einsatzabteilung zu erleichtern, können sein: eine bessere Einbindung der jungen Kräfte in das Team der Aktiven, eine intensivere Pflege der Kameradschaft sowie die Akzeptanz von eventuell unterschiedlichen Ansprüchen und Vorstellungen.

In der Ausbildung unserer Führungskräfte müssen wir auf diese Thematik eingehen. Die Anforderungen an das Ehrenamt in der heutigen Zeit haben sich stark geändert. Schöne Sonntagsreden auf Jahreshauptversammlungen sind bei weitem nicht mehr ausreichend und leicht durchschaubar. Spürbare Anerkennung beginnt mit der Präsenz bei anderen Veranstaltungen, einfach mal zuzuhören und Interesse zu zeigen. Unsere Mitglieder in den Kinder- und Jugendfeuerwehren haben ein Gespür für aufrichtiges Interesse und bekommen damit eine Anerkennung für ihr Engagement.

Kolumne
Klaus-Peter Grote

Aber auch die technische Ausstattung unserer Feuerwehren spielt eine große Rolle, wobei natürlich die finanziellen Rahmenbedingungen der Kommunen zu beachten sind. Dies kann durch gemeinsame Übungsabende von Feuerwehren mit unterschiedlichen Fahrzeugen und Geräten kompensiert werden. Viele junge Menschen engagieren sich heute für kürzere Zeiträume ehrenamtlich. Das können beispielsweise mehrere Monate dauernde Projekte zu Themen wie Inklusion und Migration sowie größere JF-Projekte wie die Beteiligung an der Planung und Durchführung des Bundesentscheids sein. Dieses ist eine große Chance für die Feuerwehren, in einer solchen Projektphase neue potentielle Mitglieder so für die Einsatzabteilung zu begeistern, dass sie langfristig dabeibleiben.

Die Feuerwehr-Dienstvorschriften werden derzeit gerade überarbeitet. Hier ist ein weiterer Ansatzpunkt, unsere Mitglieder in den Jugendfeuerwehren bedarfsgerechter abzuholen: durch die Schaffung von modularen Ausbildungsformen. E-Learning wird eine sehr viel größere Bedeutung erreichen. Eine Form, die Truppmann-Ausbildung durchzuführen, stellen Feuerwehr-AGs dar, die in Ganztagsschulen angeboten werden. Diese Möglichkeit muss intensiver genutzt werden.

Passend zum Thema:

Noch entwickeln sich die Mitgliederzahlen in unseren Kinder- und Jugendfeuerwehren (als potentielle Nachwuchskräfte für die Einsatzabteilung) landesweit positiv. Aber sollten wir uns auf den bisherigen Erfolgen ausruhen ohne weiterzudenken, kann sich dieser Aufwärtstrend verlangsamen oder sogar umdrehen. Wir haben ein riesiges Potential in unseren Kinder- und Jugendfeuerwehren. Dieses gilt es, uneingeschränkt zu fördern und auch einmal neue Wege zu gehen. Nur so können wir langfristig den Bestand unserer Feuerwehren in der jetzigen Form aufrechterhalten. Das Bewusstsein, dass die Zukunft unserer Freiwilligen Feuerwehren ganz wesentlich von einer herausragenden Jugendarbeit abhängt, muss weiter gestärkt werden.

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