Welche Folgen ein Brand von 1943 in der Schweiz bis heute hat

Waldbrandübung im Gebirge

Chur (Schweiz) – Das Militär löst eine Brandkatastrophe aus. Was diesen Sommer in Meppen (Niedersachsen) passierte, erlebten die Schweizer bereits 1943.  Im August 1943 wütete am Calanda-Gebirge der bislang größte in der Schweiz dokumentierte Waldbrand. 477 Hektar Wald wurden damals vernichtet. Die Katastrophe hatte am 20. August bei Schießübungen mit Leuchtspurmunition auf dem Waffenplatz der Schweizer Armee am Fuße des Gebirgsmassivs begonnen. Bis heute wird alle 5 Jahre in der Region die Lage groß geübt.

Um Waldbrände im Gebirge wirkungsvoll bekämpfen zu können, ist Unterstützung aus der Luft erforderlich. Foto: Schütte

Erst nach gut sieben Wochen konnten die Löscharbeiten vollständig abgeschlossen werden. 3.500 Feuerwehrleute und Soldaten waren mit 100 Pferden im Einsatz. 30 Helfer wurden schwer verletzt, zum Teil durch Steinschlag.

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Damit sich am Schießplatz Calanda eine solche Katastrophe nicht wiederholt, wurde am Steilhang eine Brandmauer errichtet. Zudem sind im oberen Bereich des Bergmassivs acht Reservoirs mit insgesamt 1.600 Kubikmeter Löschwasser gebaut worden, dazu Materialdepots.

In enger Zusammenarbeit der Armeefeuerwehr und des zivilen Feuerwehrkorps von Chur setzen die Brandschützer auf schnelle Interventionsfahrzeuge, um Vegetationsbrände bereits in ihrer Entstehungsphase bekämpfen zu können.  Eine Sonderanfertigung für den weitläufigen Waffen- und Übungsplatz Calanda bei Chur ist ein Steyr Puch 230 4×4, den die Militärfeuerwehr einsetzt. Er führt Material (vergleichbar mit einem deutschen Tragkraftspritzenfahrzeug) mit und kann schnell auf den schmalen und steilen Pfaden vorwärts kommen.

Zur praktischen Waldbrandübung 2018 gehört eine theoretische Unterweisung. Gruppenweise versammeln sich dazu am Morgen die Einsatzkräfte in einem Waldstück um Förster Martin Lustenberger. Hier hat es vor kurzem tatsächlich gebrannt. Ein ideales Anschauungsobjekt, um den Verlauf eines solchen Vegetationsbrandes vor Augen zu führen. Zur Ansprache des fürs Calanda-Gebiet zuständigen Forstmannes gehört der Hinweis: „Die drei besten Löschmittel zur Bekämpfung eines Waldbrandes sind erstens Wasser, zweitens Wasser und drittens Wasser.“

Feuerpatschen, Hacken, Löschwasserrucksäcke

Gezeigt wird aber auch, wie wichtig die mechanischen Gerätschaften sind. Diese werden gleichfalls in den Löschdepots am Berg oder auch auf den Fahrzeugen und Anhängern der Armeefeuerwehr mitgeführt: Sägen, Hacken, Patschen und Löschwasserrucksäcke. Das bedeutet: Schweißtreibende Handarbeit an meist steilen Hängen, um an so genannte Erd- oder Bodenfeuer heranzukommen. Solche Brände, warnt der Förster, könnten bei geringer Rauchentwicklung ganz heimtückisch wochenlang glimmen und schwelen, um dann wieder zu einem offenen Feuer zu werden.

Verlegefahrzeug der Schweizer Armeefeuerwehr auf Mercedes SK 26.420. Foto: Schütte

Beim massiven Löschangriff kommt im Laufe des praktischen Übungsteils besonders die Fähigkeiten der Betriebsfeuerwehr des Armeelogistikcenters Hinwil mit seinen in Chur und Mels stationierten Piketts ins Spiel. Eindrucksvoll ist alleine schon die kilometerlange Löschwasserförderung aus dem Rhein. Mit Unimog-Hilfe werden die Anhänger-Löschwasserpumpen (Löpu) 4000 ans Ufer bugsiert. Schlauchverlegefahrzeuge MAN TGM 26.420, Mercedes SK 26 2638 und Militär-Lkw Bucher Duro sind allesamt mit A-Schlauchmaterial (Transportschlauch Durchmesser 110 mm) beladen. Natürlich verfügen die Fahrzeuge über Allradantrieb.

Unimog-TLF und Wasserwerfer

Im Lauftempo werden die Schläuche von den Haspeln abgerollt. Die massive Löschwasserförderung endet an mitgeführten, bis zu 50 Kubikmeter großen Wasserbehältern, an denen nun auch kleinere Pumpen zum Einsatz kommen. Entweder werden daraus Tanklöschfahrzeuge oder gleich die Wasserwerfer der Betriebsfeuerwehr versorgt. Diese schleudern jeweils bis zu 6.000 Liter Wasser in der Minute 100 Meter weit oder auch hoch in Bergwälder hinein. Außergewöhnlich für einen massiven und weitflächigen Löschangriff im unwegsamen Gelände sind auch die Unimog-TLF mit bis zu zwei Schnellangriffseinrichtungen auf jeder Seite. Die formstabilen Schläuche sind von einer Begleitmannschaft abgerollt und auch wieder aufgeräumt, ermöglichen dadurch rasante, auch fächerförmige Interventionen.

Teilweise hatten die Kräfte die Einsatzstellen im Calanda-Gebirge erst nach einer Stunde erreicht. Foto: Brügger

Nicht vergessen: In der Oktober-Ausgabe 2018 stellen wir die Feuerwehr des Armeelogistikcenters Hinwill ausführlich vor. Und natürlich berichten wir auch über die ungewöhnliche Waldbrandübung im Gebirge. Nochmal der Hinweis: Hier kann das Heft ganz bequem bestellt werden, als gedruckte Ausgabe oder zum Download. 

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