Es ist angeheizt

Realbrandausbildung bei der Feuerwehr

Die Realbrandausbildung ist ein wichtiger Teil des Trainings von Atemschutzgeräteträgern. Praktisch jede Feuerwehr kann Übungseinheiten unter realen Brandbedingungen bei externen Anbietern buchen. Wir erklären Euch, worauf Ihr bei den Übungsanlagen unbedingt achten müsst.

Heißausbildung in einer mobilen Realbrandübungsanlage. Foto: Dräger

Ohne Zweifel gehört die Brandbekämpfung in Gebäuden zu den gefährlichsten Aufgaben der Feuerwehr. Ob eine brennende Pfanne auf dem Herd, ein in Flammen stehendes Wohnzimmer oder ein Brand in einem Industrieunternehmen: Jedes Feuer ist einzigartig. Daher ist es für die Feuerwehr schwierig, sich auf ein solches Brandereignis vorzubereiten beziehungsweise ein realitätsnahes Szenario zu üben.

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Was die Feuerwehr aber üben kann, ist die Brandbekämpfung von realem Feuer in dafür entwickelten Simulationsanlagen. Je nach Ausführung kann die Feuerwehr darin Folgendes trainieren. Achtung! Hier sind einige Möglichkeiten aufgelistet, welche verschiedene Betreiber von Übungsanlagen in ihren Ausbildungsmodulen anbieten. Nicht alle Punkte können in allen Anlagen trainiert werden.

  • Absuchen von Räumen
  • Anwendung verschiedener Löschtechniken vom Strahlrohr bis zu Löschnägeln
  • Atemschutznotfalltraining (ANT)
  • Bewegen auf engem Raum
  • Einsatz einer Wärmebildkamera
  • Einsatz von Gasmessgeräten
  • Entrauchung und Belüftung von Räumen
  • Kennenlernen von Brandverläufen und Rauchgasphänomenen
  • Mechanische Ventilation
  • Personensuche/Personenrettung
  • Rauchgaskühlung
  • Rauchlesen
  • Setzen eines mobilen Rauchverschlusses
  • Strahlrohrtraining
  • Temperaturcheck
  • Türöffnung
  • Wärmeerfahrung/-gewöhnung
  • Vorgehen im Innenangriff

Landesfeuerwehrschulen (LFS) und Feuerwehrtechnische Zentralen (FTZ) betreiben oft eigene Übungseinrichtungen für die Realbrandausbildung. Darin werden hauptsächlich Einsatzkräfte im Rahmen von feuerwehrtechnischen Lehrgängen geschult. Will eine Kreis-, Gemeinde- oder Ortsfeuerwehr über den Lehrgangsbetrieb hinaus seine Atemschutzgeräteträger (AGT) schulen, gibt es Firmen, die diesen Service anbieten.

Mobil oder stationär

Brandübungsanlagen gibt es in stationärer oder mobiler Ausführung. Letztere können zum Beispiel in einem Sattelauflieger für eine Lkw-Zugmaschine aufgebaut sein. Diese werden in der Regel über Treppen und Leitern betreten. Auch ein Vorgehen über das Dach ins Innere ist möglich. Eine andere transportable Variante sind Module in Abroll- beziehungsweise Überseecontainern. Bei diesen gehen die Atemschutzgeräteträger ebenerdig ins Innere vor.

Brandübungsanlagen können mit Gas, festen oder flüssigen Brennstoffen befeuert werden. Wie sie aufgebaut sein müssen, regelt die DIN 14097 Teil 1-3 und Teil 5 „Feuerwehrwesen – Feuerwehrübungsanlagen“. „Die Betreiber sollten sich an diese Norm und deren Vorgaben halten“, erklärt Michael Haug, Sicherheitsingenieur beim Prüfdienstleister ias health & safety GmbH, „denn sie sind verantwortlich für die Sicherheit in ihrer Anlage. Erst wenn die gesetzlichen Anforderungen erfüllt und geprüft sind, hat der Betreiber Rechtssicherheit.“ Der Fachbereichsleiter Brandschutz überprüft bei Realbrandanlagen sowohl das Gesamtkonglomerat der Anlagen in Bezug auf die technische Ausführung sowie die Dokumentation gemäß den gesetzlichen und unfallversicherungsrechtlichen Vorgaben.

„Die Betreiber sind sich in den meisten Fällen ihrer Verantwortung bewusst“, weiß Haug aus Erfahrung. Bei manchen frage er sich allerdings, ob diese wüssten, was sie tun. Daher rät er den Feuerwehren, vor Beginn der Ausbildung eine Sichtprüfung an der Anlage durchzuführen, welche die Sicherheit der Teilnehmer beeinträchtigen können. Sind eventuell Schäden erkennbar? Sind ausreichend Fluchtwege vorhanden und nutzbar? Welche Sicherheitseinrichtungen wie zum Beispiel Not-Aus-Schalter gibt es? Ist für die Erste Hilfe gesorgt? Wie sieht es mit einem Hygienekonzept aus? Sind Prüfplaketten vorhanden/sichtbar? „Die Nutzer haben das Recht, in einer sicheren Anlage zu trainieren. Im Zweifelsfall die Prüfdokumente anfordern“, empfiehlt der Sicherheitsingenieur.

Ein brenzliger Moment in der Übungsanlage: Der Ausbilder erzeugt Flammen unter der Treppe. Jetzt muss der Strahlrohrführer schnell den Schlauch kühlen, bevor er durchbrennt. Foto: Fire House

Die Trainer können Angestellte der Betreiberfirmen oder Ausbilder von Berufs-, Werk- und Freiwilligen Feuerwehren sein. „Unsere Ausbilder haben langjährige, praktische Erfahrungen im Brandeinsatz und der Innenbrandbekämpfung“, sagt Silvio Röser von der Firma Atemschutz Röser. „Sie sind Führungskräfte bei BF, WF oder FF, Brandbekämpfungstrainer mit Schwerpunkt Innenangriffstechnik, Ausbilder für Flashover- und Backdraft-Training und Trainer für Atemschutznotfallrettung.“

Ziel der Heißausbildung muss klar ausgesprochen sein

„Ich empfehle zuvor immer ein Gespräch mit dem Betreiber zu führen, um die Ziele und Vorstellungen abzusprechen“, erklärt Marco Pfeuffer, Realbrandausbilder bei der Berufsfeuerwehr Mannheim. Bundeseinheitlich gibt es zwar die Feuerwehr-Dienstvorschriften, nach denen ausgebildet wird.

Aber besonders im Innenangriff entwickeln Feuerwehren oft ein eigenes Konzept. Besteht ein AGT-Trupp beispielsweise aus zwei oder drei Kräften? Nimmt der Angriffstrupp ein gebundenes Schlauchpaket mit oder nicht? „Das läuft teilweise von Bundesland zu Bundesland oder gar schon auf kommunaler Ebene anders“, sagt Pfeuffer. „Daher sollten die Ausbilder auf die Bedürfnisse der Feuerwehren eingehen. Es ergibt keinen Sinn, wenn die Teilnehmer eine Taktik lernen, die in ihrer Feuerwehr später nicht angewendet wird.“ Selbstverständlich sollen die Einsatzkräfte neue Techniken und Taktiken ausprobieren können.

Vorsicht bei selbst gebauten Anlagen. Sind diese vom TÜV oder einer anderen zertifizierten Prüfstelle abgenommen, ist alles in Ordnung. „Es sollte eine ordentliche und nicht wild und konzeptlos zusammengeschusterte Trainings- und Übungsanlage sein“, meint der Berufsfeuerwehrmann. „Wichtig sind eine realitätsnahe Einsatzabwicklung mit mehreren Übungsszenarien, was durch verschiedene Räume, Fenster, Türen, Treppen, Leitern und so weiter dargestellt werden kann. Es muss die Möglichkeit des Schlauchmanagements und der Wasserabgabe ohne eine Gefährdung der Teilnehmer mit ausreichend Öffnungen beziehungsweise Notausgängen gegeben sein.“ Nutzen Kräfte Einsatzmaterial der Firma und nicht ihr eigenes, muss es ebenfalls geprüft und zugelassen sein und sollte zu Beginn einer Sichtprüfung unterzogen werden.

Schnell kann ein AGT im realen Einsatz einer Wand aus Flammen gegenüberstehen. Respekt vor dem Feuer gehört beim Innenangriff unbedingt mit dazu. Foto: Training Base Weeze

Darauf solltet Ihr bei Anlagen für die Realbrandausbildung achten

  • Sind Prüfplaketten vorhanden?
  • Sichtprüfung von Übungsanlage und Einsatzmaterial durchführen.
  • Ist für die Erste Hilfe gesorgt?
  • Sind Fluchtwege vorhanden/begehbar?
  • Welche Sicherheits- und Überwachungseinrichtungen gibt es?
  • Ist für die Hygiene der Teilnehmer gesorgt?
  • Wer kümmert sich um die Verpflegung?
  • Welchen Ausbildungsstand haben die Trainer?
  • Welche Einsatztaktik wir ausgebildet?
  • Was ist das Lernziel?

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