Überraschende Einsatzzahlen - nicht repräsentativ!

Freiwillige Einheiten mit bis zu 1.500 Einsätzen in 2018

Bremen – “Wie oft musstet ihr 2018 raus?”, fragten wir am 21. Januar Online und auf Facebook die Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland. Und haben damit eine heiße Diskussion losgetreten. Hintergrund zu der Frage: In den ersten Wochen des neuen Jahres waren uns einige erstaunliche Einsatzzahlen von verschiedenen Wehren für 2018 gemeldet worden. Einiges deutete auf satte Steigerungsraten gegenüber den Vorjahren hin.

Amtliche Statistiken gibt es, wenn überhaupt, nur mit enormen zeitlichen Verzögerungen. Uns war klar, dass das Ergebnis unserer Umfrage nicht vollständig – und noch nicht einmal repräsentativ – sein wird. Aber Trends lassen sich schon aus den Rückmeldungen ablesen. Von allen Rückmeldungen, die wir erhalten hatten, wies die Statistik für die FF Berlin-Hellersdorf in 2018 die meisten Einsätze aus. 1.466 Mal mussten die Berliner in 2018 raus. 

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Freiwillige Feuerwehrleute laufen nach einer Alarmierung zu den Fahrzeugen. Uns interessierte: Wie oft kam das 2018 bei Euch vor? Das Ergebnis überrascht: 1.466 Einsätze absolvierte die FF Berlin-Hellersdorf 2018. Foto: Hegemann

Bevor wir tiefer in die Zahlen einsteigen, noch ein paar Dinge vorweg. Unser Aufruf war kein Wettbewerb! Sorry, wenn das missverstanden wurde. Eine Wehr mit vielen Einsätzen in einem Jahr ist nicht besser oder schlechter als eine mit wenigen Einsätzen. Sie hatte in dem Jahr nur mehr zu tun. Außerdem sagt die Zahl alleine relativ wenig aus. Im Prinzip müsste auch die Fläche der Kommune, die Einwohnerzahl und die Anzahl der Aktiven berücksichtigt werden. Aber dies ist schlichtweg unmöglich. 

Wir schaffen es in Deutschland ja noch nicht einmal, einheitlich zu regeln, was als Einsatz zählt. Hier gibt es von Stadt zu Stadt, von Region zu Region und von Bundesland zu Bundesland ganz unterschiedliche Verfahren. Mal gelten beispielsweise Brandsicherheitswachen als Einsätze, mal nicht. Mal werden First-Responder-Einsätze in die Statistik aufgenommen, mal Fehlalarme als Einsätze gezählt. In einigen Orten scheinen sogar Alarmübungen als Einsätze zu zählen. Manchmal wird jedes Ausrücken als Einsatz gezählt, mancherorts nur, wenn die Wehr vor Ort auch aktiv werden musste. 

Und trotz all dieser Vorbehalte macht es unserer Meinung nach Sinn, ein Blick auf die gemeldeten Einsatzzahlen zu werfen. Das große Freiwillige Feuerwehren in Städten auf 300 bis 400 Einsätze pro Jahr kommen, überrascht nicht wirklich. “Ein Einsatz pro Tag ist doch Standard”, meint der Pressesprecher einer niedersächsischen Kreisstadt-Feuerwehr. Doch 400 Einsätze hätten in 2018 nicht für den Sprung in die Top 20 bei unserer Umfrage gereicht.

Freiwillige mit 800 bis 1.466 Einsätzen in 2018 

Die FF-Einheit mit den meisten Einsätzen in 2018 war die FF Berlin-Hellersdorf. Stolze 1.466 Einsätze stehen in der Jahresstatistik. Auf Platz 2 folgt die FF Unterschleißheim in Bayern mit 987 Einsätzen. Dazu muss man wissen, dass die Unterschleißheimer auch First Responder-Einsätze fahren. In 2018 waren die 569 Stück. Hinzu kommen 251 Technische Hilfeleistungen und 74 Brandeinsätze. Außerdem 93 sonstige Einsätze. Den dritten Platz belegt die FF Lüneburg (NI) mit knapp 870 Einsätzen.

Dahinter folgt die FF Taufkirchen aus Bayern mit 805 Einsätzen. Auch in Taufkirchen entfällt mehr als die Hälfte aller Einsätze in 2018 auf die First Responder Gruppe.  

Die 185 Aktiven der fünf Einheiten der FF Hennef in Nordrhein-Westfalen absolvierten in 2018 zusammen 697 Einsätze. Das bringt Platz 5 in unserem Ranking. Mit 664 Einsätzen folgt die FF Stade in Niedersachsen auf Platz 6. Die Nordlichter hatten 244 Brandalarmierungen und 420 Technische Hilfeleistungen. Das Verhältnis von einem Drittel Brandbekämpfungen fällt deutlich aus dem Rahmen. In der Regel sind es sonst zwischen 20 und maximal 25 Prozent. 

Sehr unterschiedliche “Pro-Kopf-Belastungen”

Auf den Plätzen 7 bis 9 folgen drei Wehren aus Nordrhein-Westfalen: die FF Leichlingen mit 608 Einsätzen, die FF Dülmen mit 568 Einsätzen und die FF Herdecke mit 546 Einsätzen. Von den Einsatzzahlen liegen diese drei Wehren also nicht so weit auseinander. Dafür sind die Mitgliederstärken enorm unterschiedlich. Die FF Herdecke hat “nur” 106 Aktive. In Leichlingen sind es 146 und in Dülmen 317. Die “Pro-Kopf-Belastung” variiert also enorm – auch wenn dieser Wert nirgend explizit erfasst wird.

Viele Feuerwehren waren in 2018 ständig unterwegs. Die vielbeschäftigten Wehren brachten es auf deutlich über 400 Einsätze. Symbolfoto: Hegemann

Auf 463 Einsätze in 2018 bringt es die FF Elmshorn in Schleswig-Holstein. Den 11.Platz in unserem Ranking belegt die FF Andernach in Rheinland-Pfalz mit 444 Einsätzen. 

Zwei Wehren sollen noch erwähnt sein: die FF Bernburg in Sachsen-Anhalt rückte 2018 zu 429 Einsätzen aus, die FF Lauf a.d. Pegnitz zu 421. Beide Wehren zählen allerdings deutlich unter 100 Aktive. In Bernburg sind es nach eigenen Angaben 60 Feuerwehrleute, in Lauf 77.   

Die Wehren mit den meisten Einsätzen im Überblick 

Name Feuerwehr Bundesland Aktive Einsätze 
FF Berlin-Hellersdorf B   1.466
FF Unterschleißheim BY   987
FF Lüneburg NI 240 870
FF Taufkirchen BY   805
FF Hennef NW 185 697
FF Stade NI 160 664
FF Leichlingen NW 146 608
FF Dülmen NW 317 568
FF Herdecke NW 106 546
FF Elmshorn SH 120 463
FF Andernach RP 177 444

           

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