TLF 4000 auf Mercedes Zetros

Es gibt derzeit lediglich fünf Mercedes Zetros bei Feuerwehren in Deutschland. Ei-ner davon ist das neue Sonder-TLF 4000 der Freiwilligen Feuerwehr Filderstadt (BW) auf Zetros 1833 4×4 mit Walser-Aufbau. Er ist vorgesehen für Einsätze in Feld und Wald, bei Hochwasser und Schnee.

“Flächenbrand!”, lautet die Meldung, Einsatz für die Feuerwehr Filderstadt, Abteilung Plattenhardt. Die roten Patentfalttore des Feuerwehrhauses in der Saarstraße klappen auseinander. Ein Dieselmotor dröhnt, ganz langsam schiebt sich ein weißer Schutzbügel, gefolgt von einer riesigen roten Motorhaube aus der Halle. Maschinist Tobias Fauser lässt den Mercedes Zetros 1833 4×4 vorsichtig auf den abschüssigen Hof rollen. Zwischen den weißen Schutzbügeln der Blaulichter und dem Sturz des Tores blei-ben nur wenige Zentimeter Luft. An der hinteren Kante des Aufbaus scheint es noch knapper zu sein.

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Rein optisch macht das bullige Sonder-Tanklöschfahrzeug (S-TLF) mächtig was her. Feuerwehrenthusiasten mögen bei diesem Bild in Verzückung geraten. Und auch der Motorklang, als Fauser den Allradler jetzt auf die Hauptstraße lenkt und aufs Gas tritt, kann sich hören lassen. Aber warum hat sich die Feuerwehr Filderstadt, in direkter Nachbarschaft zum Stuttgarter Flughafen gelegen, ausgerechnet für einen Hauber entschieden? Und noch dazu für einen, der offenbar nur so gerade eben ins Feuerwehrhaus passt?

“Man darf das Fahrzeug nicht als Einzelbeschaffung sehen, sondern es ist ein Baustein des Fahrzeugkonzeptes der Feuerwehr Filderstadt”, merkt Kommandant Jochen Thorns, Chef der FF Filderstadt, an. “Das S-TLF ergänzt ein Löschgruppenfahrzeug 16/12, und zwar immer dort, wo dieses nicht weiterkommt. Es ist somit kein reines TLF für die Waldbrandbekämpfung oder als Komponente der Wasserversorgung”, erklärt Thorns das Konzept. Dazu muss er ein bisschen ausholen. “Unsere Brandschutzbedarfsplanung sieht vor, dass alle fünf Abteilungen der Feuerwehr Filderstadt nicht nur eine Standardkomponente Brandschutz, sondern auch eine Spezialaufgabe bekommen.”

Die Standardkomponente besteht zum einen aus einem Mehrzweckfahrzeug (MZF) für den Zugführer, einer Mischung aus Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) und Einsatzleitwagen (ELW) 1. Zum anderen gehört ein Erstangriffsfahrzeug dazu, in der Regel ein LF 16/12. “Lediglich die Abteilung Bernhausen besitzt noch ein TLF 16/25, wobei auch das ausrüstungstechnisch angepasst ist”, so Thorns.

“Als Spezialaufgaben sind zu nennen die Technische Hilfeleistung, Wasserförderung über lange Wegstrecke, Gefahrgut und Hubrettungsfahrzeuge. In der Abteilung Plattenhardt sind es zum einen die Führungsunterstützung mit einem ELW 1 sowie andererseits die Brandbekämpfung, einfache Technische Hilfeleistung und medizinische Erstversorgung außerhalb des sogenannten Innenbereiches”, erklärt der Feuerwehrkommandant. “Dazu zählen insbesondere die rund 755 Hektar Waldfläche sowie 1.807 Hektar landwirtschaftliche Nutzflächen – wir haben hier in Filderstadt ein großes Kohlanbaugebiet.” Aber auch Einsätze bei Unwetterlagen wie Hochwasser oder starkem Schneefall gehören zu diesem Aufgabenfeld.

“Dazu muss das Fahrzeug natürlich in der Lage sein, einen Erstangriff durchzuführen“, erläutert Thorns. “Daher haben wir eine Staffelkabine vorgesehen.” Dies ist den Feuerwehr-Dienstvorschriften sowie den Unfallverhütungsvorschriften geschuldet, nach denen beim Einsatz eines Atemschutztrupps auch ein Sicherheitstrupp zur Verfügung stehen muss. “Aus diesem Grund kam für uns ein Fahrzeug mit Truppkabine von vornherein nicht in Frage”, sagt Thorns.

Im Vorfeld hatte die Feuerwehrführung verschiedene weitere Modelle untersucht. “Eine Möglichkeit wäre es zum Beispiel gewesen, ein genormtes Allrad-TLF zu beschaffen und die fehlende Mannschaft mit einem allradgetriebenen MTF nachzuführen”, so Thorns. “Oder aber ein Unimog-Fahrgestell vom Typ U 5000 mit einer Mannschaftskabine auszustatten.” Gegen die Lösung mit dem MTF sprach das Platzangebot im Feuerwehrhaus. Thorns: “Uns fehlte schlichtweg der zusätzliche Stellplatz. Außerdem wäre diese Lösung perspektivisch nicht billiger geworden.” Der Unimog schied aus, da die serienmäßige Mannschaftskabine zu schmal war, um drei Halterungen für Pressluftatmer einzubauen.

“Unser größtes Problem bei der Beschaffung war die Bauhöhe des Stellplatzes”, beschreibt es Feuerwehrkommandant Thorns. “Wir haben relativ alte Feuerwehrhäuser der Baujahre 1961 bis 1974, die überwiegend niedrige Fahrzeughallen aufweisen. Dazu kommt hier in Plattenhardt ein Gefälle des Vorplatzes von rund sechs Prozent, welches direkt am Tor beginnt und dazu führt, dass sich das Fahrzeugheck beim Verlassen der Halle deutlich anhebt.”

In die neutrale, europaweite Ausschreibung kam also ein allradgetriebenes Löschfahrzeug mit einer Staffelbesatzung, eine Beladung analog zum TLF 16-24-Tr (Truppbesatzung) nach alter DIN 14530-22, ergänzt um eine Zusatzbeladung für einfache Technische Hilfeleistung, medizinische Erstversorgung sowie Waldbrandbekämpfung. “Diese war zum Ausschreibungszeitraum noch aktuell“, erklärt Thorns. “Doch entspricht sie bis auf zwei Kleinigkeiten dem heute genormten TLF 3000.” Dazu kommt die Waldbrandbeladung nach DIN 14530-22 “Löschfahrzeuge – Teil 22: Tanklöschfahrzeug TLF 3000” Tabelle 2 mit drei Feuerpatschen, zwei Schlauchtragekörben mit je drei D-Schlauchen, Strahlrohren und passendem Verteiler. Außerdem gibt es noch zwei Wasserrucksäcke, zwei Motorkettensägen sowie Pulaski-Axt und McLeod-Tool an Bord. Bei letzteren beiden handelt es sich um spezielle Werkzeuge zur Waldbrandbekämpfung.

“Wir haben tatsächlich kein Hauberfahrgestell oder gar einen Zetros gefordert”, sagt Thorns. “Es war lediglich festgelegt, dass, wenn ein Hauber angeboten wird, er unter anderem mit Peilstäben ausgerüstet sein musste.” Vorgegeben war hingegen eine Höhe von drei Metern in Höhe der Vorderachse und dahinter von 2,95 Metern, damit das Fahrzeug ohne bauliche Veränderungen in die Halle passt.

Im Rahmen der Ausschreibung gab es drei Angebote. Die Firma Walser aus dem österreichischen Rankweil (Bundesland Vorarlberg) erhielt den Zuschlag, “wobei in allen drei Angeboten der Zetros als Fahrgestell enthalten war”, sagt Thorns. “Oberhalb der Schutzbügel der Blaulichter haben wir jetzt eine tatsächliche Fahrzeughöhe von 2,92 Meter, hinten über dem Lichtmast eine Höhe von 2,87 Meter.” Der Zetros verfügt über ein Allison-Automatikgetriebe, permanenten Allradantrieb, Längs- und Querdifferentialsperren und Geländereifen mit entsprechender Traktion sowie eine Bodenfreiheit von mehr als 40 Zentimetern. Und das trotz Schleuderketten.

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