Historischer Einsatzbericht Heidebrand

Heidebrand 1975 – Deutschlands größte Waldbrandkatastrophe

Mehr als 34.000 Kräfte aus neun Bundesländern waren vom 8. bis 17. August 1975 in Niedersachsen im Einsatz. Es war die größte Waldbrandkatastrophe Deutschlands seit dem Zweiten Weltkrieg. Insgesamt sechs Feuerwehrleute und ein Polizist starben während des Einsatzes.

Waldbrandbekämpfung
Diese drei Löschfahrzeuge waren beim großen Heidebrand 1975 im Einsatz. Foto: Sven Buchenau

Niedersachsen gehört zu den Bundesländern, die durch große Wald- und Heideflächen im Sommer besonders brandgefährdet sind. Im August 1975 herrschte im Regierungsbezirk Lüneburg unter anderem durch wochenlange Trockenheit und extreme Hitze das größtmögliche Waldbrandrisiko.

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Die Temperaturen stiegen auf bis zu 35 Grad Celsius und lagen in diesem Sommer etwa 6 Grad über dem Normalwert der Region. Die relative Luftfeuchtigkeit sank an manchen Tagen unter 30 Prozent – der Jahresdurchschnitt in Niedersachsen liegt bei 80 Prozent. Bei diesen meteorologischen Voraussetzungen verdunstete in offenen Gewässern täglich eine Wassersäule von 10 Millimetern. Normalerweise ist es weniger als die Hälfte.

1975 war der Regierungsbezirk Lüneburg zu 32 Prozent bewaldet (Niedersachsen damals 20 Prozent). In den drei betroffenen Landkreisen Gifhorn, Celle und Lüchow-Dannenberg bestanden 80 Prozent der Wälder aus Kiefern. Sie zählen zu den brandanfälligsten Baumarten in Deutschland.

Grafik Heidebrand 1975
Die Grafik zeigt das größte zusammenhängende Brandgebiet zwischen Eschede und Oldendorf im Landkreis Celle. Auch die außerhalb geschlagenen Schneisen sind erkennbar. Weitere Brandzellen befanden sich bei Unterlüss/Scharmbeck, Gorleben/Trebel, Meinersen/Leiferde und Stüde/Neudorf-Platendorf. Grafik: Feuerwehr-Magazin/Reinhard Jung

Am 13. November 1972 hatte ein Orkan im Bezirk Lüneburg etwa 7,5 Millionen Kubikmeter (Festmeter) Holz umgeworfen. Bis zum August 1975 war der Großteil des verwertbaren Holzes bereits abtransportiert, aber große Mengen Reisig und Äste lagen immer noch im Wald. “Dieses sehr trockene und unverwertbare Material begünstigte eine schnelle Ausbreitung der Waldbrände und behinderte die Löscharbeiten”, lautete eine Erklärung im Erfahrungsbericht zur Waldbrandkatastrophe 1975 des Niedersächsischen Innenministeriums.

Katastrophenalarm nach nur 1,5 Stunden Brand ausgelöst

Die Brandserie begann am Freitag, 8. August 1975, bei Stüde und Grußendorf nordöstlich von Gifhorn. Um 13.25 Uhr erfolgte die Alarmierung der Feuerwehr. Weil sich die Flammen schnell auf Wald- und Moorgebiete ausbreiteten, wurden um 14.10 Uhr sämtliche Tanklöschfahrzeuge (TLF) des Landkreises Gifhorn hinzualarmiert.

Oberkreisdirektor Rolf Wandhoff löste um 15 Uhr Katastrophenalarm aus und übernahm die Einsatzleitung. Er richtete die Kommandozentrale am Ortsrand von Stüde ein. Bereits in dieser frühen Phase musste die Feuerwehr ein Todesopfer beklagen. Der 46-jährige Kreisbrandmeister Friedrich Meyer aus Wahrenholz starb auf der Fahrt vom Einsatzort nach Hause an einem Herzinfarkt.

Am Sonntag, 10. August 1975, waren bereits über 1.500 Kräfte in die Löscharbeiten eingebunden. Ein TLF 8 von Borgward der FF Fallersleben (Stadt Wolfsburg) war bei Meinersen (Kreis Gifhorn) im Einsatz. Drei Kräfte aus Fallersleben hatten zwei Kameraden der FF Hohenhameln (Kreis Peine) dabei, als sie mit dem TLF von den Flammen eingeschlossen wurden. Alle fünf Feuerwehrmänner kommen ums Leben.

Schließlich verfolgten Polizisten der Bereitschaftspolizei mit einem Funkstreifenwagen am Sonntag, 17. August 1975, einen mutmaßlichen Brandstifter. Dabei kam das Polizeifahrzeug von der Fahrbahn ab. Ein Polizeibeamter erlitt bei dem Unfall tödliche Verletzungen.

Feuerwehr Oldtimer
Dieses LF 16 von Magirus-Deutz (Baujahr 1962) war 1975 ebenfalls im Einsatz. Heute wird der Oldtimer vom Förderverein Feuerwehrmuseum Celle gepflegt. Foto: Sven Buchenau

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Das war schlimm…Da war ich 8j alt aber kann mich noch daran erinnern…

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